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Landvogt dem Rate, „solt her Hans von Famerkú oder Zschanloy die Engelschen oder die Burguner oder die Lutringer oder die Saffoiger ins land bringen, daz si dann wol die minsten houptlüt möchten sin.“ Er mahnt angelegentlich, Alles zu tun, um baldigen Frieden zu schaffen. „Wann geschicht es nit, so mügen wol gest kummen, die dem land nit nütz sind.“

Basel tat wirklich das Mögliche; es übernahm die gütliche und eventuell rechtliche Schlichtung des Streites und versprach, im Falle Oesterreich dem Spruche nicht nachkommen sollte, seinerseits im Namen Oesterreichs dem Grafen von Freiburg sechstausend Gulden zu zahlen. Basel verstand sich hiezu „dem ganzen Lande zu Nutz und zu Trost“, im Geiste derselben Politik, die es schon in den Tagen der Herzogin Katharina geübt hatte.

Der schließliche Ausgang des Friedensgeschäftes ist uns nicht bekannt. Aber schon im folgenden Jahre 1429 kam ein Gegenschlag durch den Edelknecht Ludwig Meier von Hüningen, der mit einer kleinen Schar sich des Schlosses Froberg bemächtigte und es verbrannte. Er tat dies als Parteigänger Oesterreichs; vor wenigen Jahren noch war er auf Seiten Diebolds von Neuchatel gewesen und hatte das österreichische Florimont mit derselben Keckheit und Gewandtheit eines raschen Ueberfalles gewonnen wie jetzt Froberg.


Dieser Junker Meier von Hüningen, als unruhige Gestalt uns überall begegnend — unter den Söldnern Mülhausens, im Heere gegen die Husiten, im Dienste des Grafen von Lupfen, später österreichischer Hauptmann in Rapperswil, Hauptmann der Stadt Freiburg i/U., der alten Heimat Basel völlig entfremdet — kann als Typus einer Menschenart gelten, die damals zuerst in größerer Menge uns bemerkbar wird. Er führt zugleich tief hinein in die Fülle von Bewegung und Kampf, von der alle Schriften der Zeit wiedertönen.

Neben den Verwicklungen, die auf die wälsche Tendenz zurückweisen, gehen unaufhörliche Erschütterungen durch die oberrheinischen Lande, im Einzelnen unerheblich, als Ganzes aber von einer Bedeutung, daß Basel auch ohne direkte Beteiligung doch alle seine Interessen berührt sah, daß ihm nicht nur diplomatische Wachsamkeit und Unermüdlichkeit, sondern auch ein permanentes Gerüstetsein in Waffen geboten war.

Eine vorweg zu nennende Einzelheit aus diesen Leistungen der Stadt sind ihre Zuzüge nach Straßburg. Am 28. Juli 1418 hatten die beiden Städte ihren Bund erneuert; und als dieser abgelaufen war, auf Martini

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 455. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/474&oldid=- (Version vom 1.8.2018)