Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/469

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die Verbindung dieses mächtigen Herrn mit dem niederbadischen Markgrafen war von Wichtigkeit für den ganzen Oberrhein, und in der Tat hieß es, kaum nachdem der Feldzug gegen Bernhard im Juni 1424 begonnen hatte, daß der Prinz von Chalon schon im Lande sei. Am 19. Juni alarmierte der österreichische Vogt in Altkirch den Basler Rat mit dieser Nachricht; er verlangte Hilfe; der von Chalon samt dem von Warsee und dem von Neuenburg hätten ein mächtiges Heer zusammengebracht und wollten Belfort und Dattenriet belagern. Am Tage darauf war von fünfzehntausend Reisigen die Rede, die sich vor Belfort zu legen im Begriffe stünden. Am 24. Juni hatte Basel noch Weiteres vernommen: vierzehntausend Ritter und Knechte, sechstausend englische Bogner, viertausend mit Schaufeln, wären beisammen, gedächten Mülhausen zu belagern. „Sollte es aber zur Einnahme dieser Stadt kommen, so möchten wir und die andern Städte nimmer mehr ledig werden.“ So wuchs Gerücht und Schrecken von Tag zu Tag. In Wirklichkeit betrug die vor Belfort stehende Belagerungsarmee des Prinzen nicht mehr als zweitausendfünfhundert Mann mit Einrechnung des ganzen Trosses, und wie diese ganze Rüstung zu spät gekommen war, um Bernhard noch helfen zu können, so hielt sie auch nicht Stand, als die Basler ihr mit Ernst entgegentraten. Diese wälschen Herren waren am lautesten bei ihren Rüstungen; über das Verwüsten des Landes, das Verbrennen von Dörfern, das Töten und Gefangennehmen von Bauern hinaus unternahmen sie selten etwas Größeres; allezeit war es nur ein Hin- und Herziehen, Ausfallen und Zurückweichen.

Aber gerade dieses Treiben weckte überall die Unruhe. Ein ängstliches Reden von wälscher Invasion wurde beständig von Stadt zu Stadt weitergegeben. Am 12. März 1425 schreibt Basel den Herren des Schlosses Grandwil, daß tägliche Meldungen einlaufen von großen Ansammlungen in wälschem Land, die ins Deutsche herausziehen wollen, am 8. Juni der Straßburger Ammeister dem Rate zu Basel von den Kriegshaufen in Lothringen, von denen man nur nicht wisse, wohin sie den Kopf zu wenden gedenken. Am 6. Juli kommt die Mähr von achtzig wälschen Reisigen, die bei Kaltenbrunn ins Land gekommen und Brand gelegt haben; eine Woche später die Nachricht aus Straßburg von einer großen „huffunge“ im Westerreich, die entweder oben bei euch oder hier unten bei uns ins Elsaß einfallen will; es sollen bei zweitausend Reiter sein. Basel ist sehr beunruhigt und schreibt seinen Bundesstädten im Elsaß und Breisgau von der Sache, bittet um Hilfe und erhält auch die Zusicherung, daß sie ihr Bestes tun werden. Wenn auch diese Meldungen sich meist nur als leere Gerüchte

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 450. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/469&oldid=- (Version vom 1.8.2018)