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Schon verlautete ihnen gegenüber, daß man bei Abschluß eines Friedens keinen Ersatz der Kriegskosten von Bernhard verlangen dürfe; er sei schon schwer genug geschädigt. Ueberall, bei den Herren im Gefolge des Pfälzers wie bei Graf Herman von Sulz, dem Hauptmann der Breisgauer, wurde das Standesgefühl rege; man gab den Städtern zu verstehen, daß nur sie und ihre Hartköpfigkeit baldigem Frieden entgegenstünden; so sollten denn auch sie die schlimmen Folgen tragen. Zu solchen Verdrießlichkeiten kamen nun noch mancherlei Beschwerden äußerer Art. Durch Sperrung des Rheines hatte Markgraf Bernhard den Wassertransport der großen Büchsen unmöglich gemacht, und die gesamte umfangreiche Artillerie mußte auf den schlechten Landwegen herbeigeschafft werden. Der Stolz der Basler, ihr neues „Gewerf“, eine kunstreiche Schleudermaschine, war dabei in Straßburg liegen geblieben, samt vielen Büchsensteinen. Auch mangelte es an Proviant, weil das Land weitherum ausgebrannt und ausgeplündert war. Nur die Straßburger hatten Vorräte mitgebracht; aber daß sie aus diesen um gutes Geld Jedem gaben, nur keinem Basler, offenbart Zerwürfnisse, die der städtischen Sache schwer schadeten; das Kriegsvolk der beiden Städte kam hierüber beinahe ins Schlagen, und der Pfalzgraf mußte Ruhe schaffen.

Während so im Lager die Boten hin und her gingen, auf der einen Seite die Fürsten, auf der andern die Bürgerlichen zusammensaßen, jeden Tag Meldungen von draußen einlangten, darunter wiederholte, immer schlimmer lautende Alarmnachrichten aus dem Sundgau über Truppensammlungen des Prinzen Ludwig von Chalon, erhob man sich doch noch am 24. Juni zu einer gemeinsamen Aktion. Man cernierte das in der Nähe gegen den Rhein hin gelegene Wasserschloß Mühlburg und begann es zu beschießen. Auf Seite Basels gab sich der erprobte Büchsenmeister Lamprecht alle Mühe; aber es fehlte ihm an Wurfsteinen. Und da sich auch die Belagerten, „fromme feste Leute aus Schwaben“, tüchtig wehrten, zog sich die Sache tagelang hin und blieb zuletzt ohne Erfolg. Zur Eroberung kam es nicht. Wohl aber brachten die Vermittler unter den Mauern des Schlosses den Frieden zu stande. Am 3. Juli 1424 wurden die Dokumente ausgefertigt.

Der Krieg, den dieser Friede schloß, hatte mehr bedeutet als bloß eine Strafexekution gegen einen lästigen Störenfried. Er war der Austrag einer großen Konkurrenz; im Ringen nach einer höhern und mächtigeren Existenzform mußten Territorialfürst und Stadtstaat notwendig aufeinanderstoßen. Deutlich tritt dies aber nur in den Anfängen zu Tage, bei der

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 445. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/464&oldid=- (Version vom 1.8.2018)