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Der schwere Wagenpark, aus den zwei größten Büchsen, einer neugezimmerten Wurfmaschine, zahlreichen Karren und Werkzeugen bestehend, unter den Befehlen des Engelfrit Scherer, wurde mit den Büchsenmeistern und ihren Knechten in acht Schiffen auf dem Rheine nach Straßburg gesandt, um von dort aus vor die Schlösser Bernhards geführt zu werden. Die Truppen aber zogen auf dem rechten Rheinufer das Land hinab.

Unterwegs stießen die Breisgauer unter dem Grafen Herman von Sulz zu ihnen, und am 12. Juni geschah durch diese vereinigte Macht der erste Schlag, der zugleich der einzige wirklich erhebliche und für den Gegner dauernd empfindliche sein sollte. Sie verbrannten Emmendingen, das, vor wenigen Jahren erst mit Marktrecht versehen, durch Bernhard zur Stadt und zum Centrum seiner neuerworbenen Gebiete Hochberg und Höhingen bestimmt worden war, und schleiften die jungen Stadtmauern. Nachdem sie überdies einige in der Nähe, am Fuße des Kaiserstuhls gelegene Dörfer, Ihringen, Achkarren, Bahlingen und Malterdingen, zur Unterwerfung und Huldigung gezwungen hatten, zogen sie weiter landabwärts, ihren Alliierten entgegen. Diese waren, der Pfalzgraf von Norden her, die Straßburger über die Rheinbrücke bei Kehl, in das Land eingefallen. Dem so von allen Seiten drängenden gewaltigen Ansturm schien Bernhard unmöglich widerstehen zu können. An seinem Untergang war nicht mehr zu zweifeln; jetzt endlich konnte mit ihm über so Vieles abgerechnet werden.

Bei Neuburgweier (nördlich von Rastatt) trafen die Verbündeten zusammen. Aber nicht, um nun vereint einen Hauptschlag zu führen. Vielmehr begannen hier, während die Reiterei das Land ringsum durchstreifte, Rastatt und viele andere Dörfer in Brand aufgingen, sofort sehr ernsthafte Beratungen. Das Unnatürliche dieser fürstlich-städtischen Allianz, überdies die Zerfahrenheit und das Ungeschick in der Kriegführung machten sich schon geltend, noch ehe der Krieg recht begonnen hatte, und merkwürdig rasch gewann die Gegenströmung den Sieg.

Es waren Unterhändler im Lager. König Sigmund hatte eingegriffen, weil er, nicht nur seiner verschiedenartigen Beziehungen zu Bernhard und zum Pfalzgrafen wegen, sondern auch aus seinen schweren Sorgen um die böhmische Sache heraus dringend wünschen mußte, daß dieser Streit am Oberrhein so bald als möglich zur Ruhe komme; er hatte eilends seine Gesandten hingeschickt, den Erzbischof von Köln, den Bischof von Würzburg, den Grafen Albrecht von Hohenlohe. Diese waren nun an der Arbeit, und die Städter konnten merken, daß die großen Herren unter sich allein die Sache zu erledigen trachteten, sie selbst aber bei Seite stehen blieben.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 444. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/463&oldid=- (Version vom 1.8.2018)