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Sechstes Kapitel.
Markgraf Bernhard.



Dem Kriege mit Diebold von Neuenburg war die Abrechnung mit Markgraf Bernhard von Baden unmittelbar vorangegangen. Die große Erscheinung dieses Fürsten gehört zu dem ungewöhnlich belebten Bilde der Zeit, die uns beschäftigt.

Wo in den Schriften Basels vom Markgrafen schlechtweg geredet wird, ist der Herr auf Röteln gemeint; die Beziehungen zu ihm sind ein ständiger Faktor. Auch er strebt nach Souveränetät in einem möglichst ausgedehnten Territorium und wird hiebei öfters ein recht unbequemer Nachbar. Aber wie kleinlich und nur aus Bedächtigkeit und Schlauheit gemischt erscheint sein Handeln, wenn wir die hinter ihm aufsteigende mächtige Gestalt des Markgrafen von Nieder-Baden betrachten. Bernhard vertritt mit einem Bewußtsein und einem Willen ohne Gleichen das Prinzip des Territorialherrn in der politisch so bunten oberrheinischen Welt, den Fürsten gegenüber wie den Edeln und vor allem den Städten. Und alle diese Jahrzehnte hindurch kann in unsrer Gegend kaum etwas geschehen ohne scheue Seitenblicke auf ihn. Die Geschlossenheit seines Wesens macht ihn uns zu einer merkwürdig erkennbaren Persönlichkeit; mit welcher Wucht muß er auf seine Zeitgenossen gewirkt haben!

Auch auf die damaligen Basler. Sie geraten mit Bernhard in Streit; aber dieser Streit ist nicht ein zufälliger, sondern ein geradezu notwendiger. Auch nicht ein Streit Basels allein, sondern einer ganzen Gruppe. Der Gegensatz aber, so entschieden er ist, führt nur zu wenigen und an sich nicht sehr erheblichen Zusammenstößen; diese kommen nicht einmal wesentlich für die Geschichte in Betracht. Viel wichtiger und wirksamer ist das dauernde Vorhandensein und Walten eines solchen Willens, wie er in Bernhard verkörpert war, ein Element, mit dem man vorab in den Städten beständig rechnen mußte.

Von den frühesten Berührungen Basels mit Bernhard, bei der großen Beinheimer Nahme 1390, ist schon geredet worden.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 435. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/454&oldid=- (Version vom 1.8.2018)