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Kriegserfahrene, rücksichtslose, unabhängige Leute, wie diese Söldner meist waren, konnten in solchen vorgeschobenen Plätzen gute Dienste leisten. Das durch Oesterreich an Graf Hans von Tierstein verpfändete Schloß und Städtlein Blumenberg vor allem, das die Straße Mömpelgard–Basel deckte, war einer der wichtigsten Punkte und wurde daher schon jetzt durch die Basler Besatzung mit Schanzen und Verhauen möglichst befestigt.

Aber auch Diebold war nicht müßig. Er verstärkte seine Schlösser Héricourt, Clermont, St. Hippolyte. Mit seinen Anhängern, als welche hauptsächlich der Marschall von Burgund Graf Johann von Montagu, Einer von Vergy, Wilhelm von Grandson genannt werden, brachte er, wie in Basel verlautete, eine große Macht von über fünftausend Reitern zusammen, Burgunder, Piccarden und Engländer. Schon hatte er einen Streifzug in den Sundgau ausgeführt; für Weiteres war nur der Ausgang der Pruntruter Zusammenkunft abzuwarten.

Am 12. März fand diese statt, und das Ergebnis war, wie Alle erwartet hatten: der Bischof verweigerte die Herausgabe der Schlösser und wies die Angebote Diebolds ab. Damit war der Krieg entschieden, und in drängender Eile teilte der Rat von Basel dem österreichischen Landvogt Hans Erhard Bock von Staufenberg dies mit; er ermahnte ihn, ungesäumt dazu zu tun, daß die Leute im Sundgau ihre Habe flüchteten, daß in allen Mühlen die Mühlsteine ausgehoben und versenkt würden usw. Und in der Tat schlug nun Diebold los. Am 20. März brach er mit neunhundert Pferden bei Grandvillars hervor und zog unter Blumenberg vorüber bis Plütschhausen, um in das Delsbergertal einzufallen; doch kehrte er hier um, wendete sich gegen den Sundgau und nahm nach Verwüstung einiger Dörfer Stellung zwischen Grandvillars und Belfort. Basel aber schickte eine Abteilung Schützen ins Delsbergertal, um dort die „Rycke und Letzinen“ besetzen zu helfen.

So begann der Krieg, der aber die sich Bekriegenden nie dazu bringen sollte, ihre Kräfte im offenen Felde, Führer gegen Führer und Mann gegen Mann, zu messen. Von den Belagerungen abgesehen, bei denen aber auch nicht Tapferkeit oder besonderes Geschick zum Erfolge führte, sondern lediglich die brutale Uebergewalt des Geschützes, zeigt der ganze Feldzug niemals eine einheitliche und planvolle Anwendung von Macht. Er geht vielmehr auf in vereinzeltem Geplänkel, in Raubzügen, Streifereien. Vor jedem Vorstoß des Einen weicht der Andere in die Sicherheit aus; dann muß das schutzlose Land büßen; und ganze Täler werden ausgebrannt. Auch im Einzelnen offenbarte sich die Grausamkeit dieser fremden

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/442&oldid=- (Version vom 1.8.2018)