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Zur Erklärung, vielleicht auch zur Entschuldigung kann dienen, wenn wir folgendes annehmen:


Zunächst eine sehr große Gewissenhaftigkeit. Man erinnere sich an die Skrupel, die Zürich anfangs am Einschreiten gegen Friedrich hinderten und die dann insbesondere Uri auf Mitgenuß an den eroberten Gebieten verzichten ließen; Zürich hatte Bedenken wegen des kaum erst mit Oesterreich vereinbarten Friedens; und Uri enthielt sich, weil es nur von Reiches wegen ins Feld gezogen sei. Basel, das seit 1412 mit Friedrich verbündet war, mochte ähnlich denken. Aber es war doch allzu korrekt und zugleich dem König gegenüber allzu willfährig. Als Freistadt war es in der Lage, seine Hilfe einfach verweigern zu können; aber es gewährte sie dennoch und ließ die Fiktion gelten, der Krieg geschehe „um Sache die heilige Christenheit antreffend“ und das Aufgebot gehe aus vom König „als einem Vogt und Schirmer der heiligen Kirche, dem sie als Christenleute zu folgen gehalten seien.“ Für diesen heiligen Krieg stellte es dem König keine Bedingungen, wie die Eidgenossen taten; es ließ sich nur Gewalt geben, die Lande Friedrichs zum Reiche zu ziehen, und weiter nichts garantieren als seine alten Rechte und die in diesen Landen gelegenen Zinsen, Schulden und Kaufmannswaren.


Außerdem aber ist an Umtriebe und Verhandlungen zu denken, die das Vorgehen Basels lähmten. Wie war doch die Gesellschaft beschaffen, die das öffentliche Wesen in Händen hatte! Wie stark die Parteiung, und wie einflußreich die mannigfaltigen Beziehungen aus Lehen, Geldschuld, Verwandtschaft! Die rücksichtslose Kraft der ersten Ammeisterjahre, die im Isteiner- und zumal im Neuensteinerkrieg sich wirksam erwiesen hatte, war schon vorbei; die alte Partei schickte sich schon wieder an, das Ruder des Staates zu übernehmen. Daher denn, neben dem Verkehr mit Sigmund, die immerwährenden Verhandlungen mit Herzog Friedrich, dessen Boten in Basel selbst mit dem Rate zu tun hatten, jene nicht recht verständliche Gesandschaft nach Freiburg und nach Konstanz. Man kann sich des Gefühles nicht erwehren, daß es Basel mit seinen Kriegszügen gegen Friedrich gar nicht recht Ernst gewesen sei. Schon Wurstisen schrieb, die Basler seien ausgezogen, „dem König (als man achtet) die Augen zu erfüllen, dann sie nicht hart an den Herzog setzten.“ Und so soll auch der Zug des Pfalzgrafen im Sundgau im Grunde nicht gegen den Herzog, sondern gegen Burgund und zum Schirme Oesterreichs unternommen worden sein.

Was diesen Sundgauerzug anbelangt, so scheint auf den ersten Blick

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 402. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/421&oldid=- (Version vom 1.8.2018)