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Krieg, den der Rat von Basel führte, blieb ein papierner, und als schließlich im März 1412 die Straßburger Freunde, die in dieser Sache stets Zurückhaltung gepredigt hatten, mit dem Vorschlag einer Vermittlung kamen, ließ sich Basel dazu bereit finden. Am 23. März wurde die Sühne zu Straßburg geschlossen: die gefangenen Basler sollten gegen Vergütung der Atzungskosten freigegeben werden; von einer Entschädigung verlautete nichts; wohl aber wurden alle Ansprachen und Forderungen aus dem bisher Geschehenen zwischen den Parteien, sowohl zwischen Basel und Urslingen und Hornberg, als zwischen Basel und Gruber für erledigt erklärt, und auch in Zukunft sollte Friede zwischen ihnen sein.

Es ist nur natürlich, daß ein solcher Handel nicht bei den zunächst Beteiligten stehen blieb. Eine Reihe von Existenzen, die uns in den Schriften jener Tage überall da begegnen, wo von Streit und Fehde gehandelt wird, benützten auch diese Gelegenheit, um im Trüben zu fischen. Der alte Feind Basels Graf Hans von Lupfen, Burchard von Rischach, Ritter Hans von Fridingen, und insbesondere der vielgenannte Parteigänger Hans Wilhelm von Girsperg. Im Kriege Basels mit Katharina war er einer der Söldnerführer der Stadt gewesen, das Jahr darauf aber außer Landes gegangen, nach seinem Vorgeben für längere Zeit, und hatte dem Smasman von Rappoltstein sein väterliches Schloß samt Zwing und Bann und allen Zubehörden verpfändet, ihn auch für den Fall seines Todes zum Erben eingesetzt. Aber schon im Frühjahr 1411 zeigte er sich wieder wohlbehalten in der Heimat, und als einige Basler und Berner Kaufleute durch Wegelagerer, Rudi Schlosser und seine Bande, beraubt wurden, war der Girsperger hiebei beteiligt. Er gab den Uebeltätern Quartier und Schutz in seinem Schlosse; bald nachher jedoch, im Oktober, fiel er selbst in die Hände der ergrimmten Basler. Sie hatten mit ihm nicht nur wegen des Raubes abzurechnen; auch für die Prügel, die er vor kurzem bei der Ensisheimer Konferenz ihrem Boten gegeben, gedachten sie ihn jetzt büßen zu lassen. Er kam in harte Haft. Ein Protokoll, das hier am 20. Oktober über ein von ihm abgelegtes Geständnis ausgenommen wurde, ist sehr aufschlußreich: er bekennt seine Teilnahme an der Freveltat Schlossers, sein übermütiges Verfahren in Ensisheim; er will seine Freunde sich dafür verwenden lassen, daß der Herzog von Urslingen die gefangenen Basler freigibt und entschädigt; er gibt dem von Lupfen, dem von Fridingen u. A. die Schuld, die schnöden Briefe, die er an Basel geschrieben, verfaßt und ihn zu deren Absendung getrieben zu haben. Rund um ihn her stehen die Zeugen, Burchard Sinz, Claus Hüller, Heinzman Murer u. A.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/404&oldid=- (Version vom 1.8.2018)