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eröffnet worden seien. Die Stadt war überrumpelt worden und ihre Leute, ungewarnt, unbehütet, hatten schweren Schaden an Leib und Habe erlitten.

Zahlreiche Fuhrleute von Basel, die ohne Arg auf den Sundgauerstraßen gefahren waren, hatten zu klagen: sie waren gefangen genommen, Pferde, Wagen und Waren ihnen genommen worden. Schreiberlein und der reiche Metzger Wernlin von Vislis fielen gleichfalls in die Hände der Feinde, sie mußten hohe Lösung zahlen. Zu Habsheim wurden die Klingentalerfrauen an ihren Weinvorräten und anderer Habe geschädigt; Aehnliches geschah zu Bergheim, zu Hirsingen, zu Sierenz.

Aber diese Form- und Rechtsverletzung wurde wenigstens zum Teil rasch gut gemacht. Die Herzogin selbst freilich, ihr Schwager Friedrich, ihr Bruder von Burgund, deren Leute doch über Basel herfielen, erklärten selbst den Krieg nicht; nur ihre Werkzeuge taten dies. Von diesen liefen jetzt die Absagebriefe wenn auch verspätet, nur um so gehäufter bei der Stadt ein, vor allem von den Wälschen, von zahllosen Herren, Edeln und Kriegsleuten Burgunds, deren Namen völlig fremd, in Basel noch nie gehört worden waren. „Es ist unsres Bruders des Fürsten von Burgund Krieg“ schrieb Katharina wiederholt von Wien aus an ihren Landvogt. Aber sie selbst war unleugbar an dem Kriege beteiligt, und ebenso Herzog Friedrich; auch die Städte Rheinfelden, Säckingen, Waldshut sagten Basel die Feindschaft an. So hatte Basel Feinde ringsum. Es mahnte Straßburg um Zuzug; aber auch von Markgraf Rudolf verlangte es Hilfe, unter Berufung auf das Bündnis und mit dem Vorgeben, daß die Herzoge von Oesterreich, die er beim Bunde vorbehalten, dem Kriege fremd seien. Es war dies eine Fiction, und von einem Zuzuge des Markgrafen vernehmen wir nichts. Aber über den Berg kamen Hilfstruppen der neuen Eidgenossen Bern und Solothurn.

Der ganze Oktober verging nun in Feindseligkeiten, bei denen es aber nie zu einem ernstlichen Aufeinandertreffen der Streitenden kam. Das eine Mal vernehmen wir, daß die Oesterreicher und Burgunder einige Dörfer von Edlen, die zur Stadt hielten, Rodersdorf, Häsingen, Blotzheim, verwüsteten; einige Tage später streiften sie an der Stadt vorüber und verbrannten die Wasserhäuser Binningen, Bottmingen, Benken. Die Basler schossen von ihren Mauern auf die der Stadt zu nahe Kommenden; dann zogen sie eines Nachts mit dem Banner aus und steckten einige Sundgauer Dörfer in Brand, erbeuteten Vieh u. dgl. m.

Ein Hauptschlag aber gelang Oesterreich durch Einnahme des Schlosses Rheinfelden.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/389&oldid=- (Version vom 1.8.2018)