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Frau des Herzogs Wilhelm von Baiern, und die im gleichen Jahre verabredete Erneuerung des Paktes von 1378 setzte an Stelle Margarethas deren jüngere, 1378 geborene Schwester Katharina. Im Jahre 1393 wurde dann die Ehe Katharinas mit Leopold vollzogen.

Seit diesem Eheschluß erscheint Burgund als direkt beteiligt an den Geschicken unsrer oberrheinischen Lande. Katharina ist bis zu ihrem Ende vor allem burgundische Prinzessin, Repräsentantin ihres Vaters Philipp, dann ihres Bruders Johann, zuletzt ihres Neffen Philipp, und hilft den Interessen ihres Hauses Geltung gewinnen gegenüber den Interessen Oesterreichs.

Der Ehevertrag bestimmte, daß dem burgundischen Heiratsgut der Katharina, das auf hunderttausend Franken bemessen wurde, von österreichischer Seite die Leistung einer jährlichen Rente von zehntausend Franken auf solange, als das Heiratsgut nicht zurückerstattet würde, und außerdem die Leistung einer jährlichen Rente von ebenfalls zehntausend Franken auf Lebenszeit der Katharina entsprechen sollte. Als Sicherheit für die letztere Rente wurden Schloß und Stadt Thann, als Sicherheit für die erstere die Schlösser, Städte und Herrschaften Hericourt, Belfort, Rosenfels, Masmünster, Bergheim, Pfirt, Blumenberg, Delle, Altkirch, Ensisheim, Landser, Ortenberg mit dem Albrechtstal und Rotenberg verschrieben. Die Braut erhielt die Verwaltung der ihr also verschriebenen Herrschaften; Untertanen und Vasallen hatten ihr den Treueid zu leisten.

Wenn auch spätere Abmachungen, namentlich infolge unvollständiger Leistung des Heiratsgutes durch Burgund, diesen Bestand modifizierten, so bewirkte der Vertrag doch das eine für uns Wichtige, daß er dem Hause Burgund dauernden Einfluß auf die Verhältnisse der Vorlande ermöglichte. Dieser Einfluß war um so erheblicher, als die geschlossene Ehe in allen ihren Wirkungen diesen Landen die Kraft eines politisch mündigeren Staates sowie einer einheitlichen und hochentwickelten Verwaltungskunst zu spüren gab. Was daneben trat, war die Persönlichkeit der Katharina selbst. In diesem Zeitalter selbständiger, tätig eingreifender Fürstinnen erscheint auch sie als fertige Regentin. Chroniken und Akten nennen sie kurzweg die „Frau von Oesterreich“; ihr Gemahl Leopold ist neben ihr kaum bemerklich.

Leopold wurde Herr der Vorlande schon bei der Teilung von 1396; seit 1402 hatte er seinen Bruder Friedrich als Mitregenten. Im Mai 1406 übertrug er an Friedrich förmlich die volle Gewalt in den Vorlanden, jedoch unter ausdrücklichem Ausschlusse der seiner Frau Katharina durch besondere Verschreibung zugewiesenen Herrschaften Elsaß und Sundgau.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/381&oldid=- (Version vom 1.8.2018)