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Art zu tun, denen mit den gewöhnlichen Mitteln gar nicht beizukommen ist. Sie greift daher nicht nur zu Repressalien, wie im Falle Mötteli, sondern geht auch so weit, sich ihrer Feinde gewaltsam und in der Stille zu entledigen.

Doch hat uns hier nur das Große zu beschäftigen. Dabei kommen zunächst in Betracht die Häuser Tierstein, Oesterreich und Burgund.

Mit Graf Otto von Tierstein-Farnsburg stand Basel in leidlichen Beziehungen. Er ließ die Stadt gewähren; in den Angelegenheiten Oltens und der sisgauischen Herrschaften tat er ihren Willen. Ganz anders die beiden Grafen von der Pfäffinger Linie, Bernhard und Hans, die Söhne des bei Sempach gefallenen Walraf. Dem ländlichen, fast bäuerlichen Wesen des Farnsburgers gegenüber nehmen sie eine merklich bedeutendere Stellung ein; sie verfolgen eine eigene Politik; sie haben engen Kontakt mit dem Sundgauer Adel und der Herrschaft und sind Gegner Basels.

Jetzt im Jahre 1406 standen diese Grafen in offener Feindschaft mit der Stadt; in einer Fehde mit Oesterreich hatten sie sich an ihr vergangen, und hieraus war der Krieg erwachsen.

Wesen und Verlauf der Fehde Tierstein-Oesterreich ist hier nicht zu schildern; es genügt, daran zu erinnern, daß die Herzoge den Grafen die Herrschaften Blumenberg und Delle wegnahmen. Aber wichtig ist die Wirkung, die eine Fehde solchen Umfangs auf Basel hatte, durch die Erschütterung aller öffentlichen Zustände, durch die Bedrohung seines Besitzes und die erhöhte Gefährdung seines Handelsverkehres. Wie ernst die Stadt selbst die Lage ansah, zeigt ihre Tätigkeit; sie rüstete, sie berief einen erprobten Büchsenmeister, sie stellte die Kommission der Neuner auf und versah sie mit außerordentlichen Vollmachten; bitter beschwerte sich der Rat über die Unbill und Gewalt, die den Seinen täglich angetan werde, den Raub von Gütern, die Gefangennehmungen. Da der Bund Basels mit Oesterreich nicht mehr bestand, konnte die Stadt dem Kriege selbst ferne bleiben.

Da rief eine Gewalttat der Tiersteiner auch sie unter die Waffen. Zwei Angehörige Oesterreichs, Sundgauer, wurden durch die Grafen innerhalb der Basler Bannmeile niedergeworfen und gefangen genommen. Nur im Blick auf die Summe alles Dessen, was die Stadt und ihre Bürger schon bisher durch diesen Krieg hatten erleiden müssen, ist die unverhältnismäßige Wirkung dieses Vorfalles zu verstehen. Als schwere Schmach und Gewalttat empfand Basel die Verletzung seiner Bannmeile, die Hemmung des feilen Kaufes, die Störung seines Marktes und ergriff den Anlaß, um jetzt loszubrechen. Es zog vor Pfäffingen, das Schloß der Grafen.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/376&oldid=- (Version vom 1.8.2018)