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Welche Stürme mögen dieser Secession vorangegangen sein. Die Geschlechter mußten wissen, wie viel sie damit aufs Spiel setzten. Aber auch für die Stadt war es etwas Außerordentliches. Die plötzliche Verminderung des Rates um die Hälfte seiner Mitglieder und um die Vertretung eines großen Teils der Bürgerschaft, die Entfremdung so vieler reicher, mächtiger und tätiger Männer, das Aufsuchen des Schutzes bei Oesterreich, jedes Einzelne hievon bedrohte das Wohl der Stadt aufs höchste. Zumal in diesen Zeiten vielfacher Gefahr. Die Geschlechter hätten kaum ein besseres Mittel wählen können, um ihrem Willen Geltung zu verschaffen; der Zustand war ein so kritischer, daß er unmöglich lange währen konnte. Der Rat freilich weigerte sich nachzugeben und rüstete, die Ordnung der vier Banner erneuernd. Aber auch die gewohnten auswärtigen Vermittler gerieten nun in Bewegung. Die Stadt Straßburg, der Freiherr von Ramstein, der Markgraf Rudolf von Hochberg bemühten sich für Versöhnung der Entzweiten; sie taten dies aus Freundschaft zu Basel, wohl auch im Interesse der Geschlechter selbst, der Markgraf jedenfalls in der Absicht, Oesterreich keinen Vorteil aus diesem Streite ziehen zu lassen. Nach achttägigen Unterhandlungen brachten sie eine Einigung zu Stande, dadurch, daß einige besonders mißbeliebige Punkte der Ammeisterordnung nach dem Willen der Geschlechter preisgegeben wurden. Vor allem das Recht des Ammeisters, mit den Zunftmeistern zusammen die Angelegenheiten der Stadt vorzuberaten und die Stadtrechnungen zu prüfen; etwas später trat eine weitere Aenderung hinzu in der Vorschrift, daß fortan der Ammeister nicht mehr durch die Zunftmeister allein, sondern auch durch die Ratsherren von Zünften zu wählen sei. Auf diese Konzessionen hin kehrten die Ausgetretenen nach Basel und in den Rat zurück.

Das Ammeistertum blieb dabei bestehen. Aber durch das Geschehene war es im Innersten getroffen, und in der Tat ist von da an ein allmähliches Wiedereinziehen der alten Partei in ihre Machtstellung zu beobachten. Sie vermochte bald auch den Bischof dazu, seinerseits gegen das neue Wesen aufzutreten.

Vom Verhalten Humberts zur Stadt war schon die Rede. Wie er sie im allgemeinen gewähren ließ, so benahm er sich auch in der Sache des Domherrn Henman Fröwler von Hirzbach, die alle diese Streitigkeiten begleitet, sehr korrekt. Hirzbach, ein Verwandter des exilierten Oberstzunftmeisters Ehrenfels, hatte wiederholt der Stadt beim Bischof zu Leide geredet[WS 1], ihr Anliegen wegen der Oberstzunftmeisterwahl hintertrieben, den

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: gegeredet
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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/372&oldid=- (Version vom 1.8.2018)