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lautete mehrdeutig und unbestimmt. Die Stadt hatte das Recht der Lösung Kleinbasels zugesprochen erhalten; aber in seiner Verklausulierung war dieses Recht ein sehr schwaches.

An demselben 18. Juni noch erteilte Bischof Johann der Kleinbasler Bürgerschaft die Weisung, dem Herzog den Eid des Gehorsams zu leisten, und Leopold kam in den nächsten Tagen persönlich nach Kleinbasel, nahm die Stadt in Pflicht, bestätigte ihre Freiheiten.

So hatte Basel seinen Feind vor dem Tor, in nächster Nähe auf der Lauer, und die tiefe Demütigung dieses Friedensschlusses zeigte sich auch in Anderm. Die Verbannungsurteile der letzten Jahre mußten aufgehoben werden; die Edelleute, die freiwillig aus der Stadt gewichen waren, kehrten zurück. Unter solchen Umständen ging das denkwürdige Amtsjahr des Hartman Rot zu Ende, geschah die Erneuerung. Hanneman von Ramstein, Lütold von Bärenfels, Werner Ereman traten wieder ein; Peterman Sevogel und Konrad Iselin kamen als Achtburger, die bis dahin nicht im Rate gewesen waren; auch die Bänke der Zünfte zeigten allerhand Wechsel. Als Bürgermeister wurde Hans Puliant von Eptingen gewählt.

Die Stimmung der Bürgerschaft muß eine schwer gedrückte gewesen sein. Man hatte alle Ursache, noch Schlimmeres zu befürchten. Und daß dies nicht sofort eintraf, bewirkte wohl nur die Invasion der Engländer, die schon lange gedroht hatte, jetzt aber zur Wahrheit wurde und vor allem den Herzog Leopold in Anspruch nahm.

Anfangs Oktober waren mächtige Söldnerscharen, durch einen Waffenstillstand im englisch-französischen Kriege frei geworden, über die Zaberner Steige ins Elsaß eingebrochen und gegen Straßburg gezogen. Während die Schreckensnachricht hievon rasch die Lande heraufkam und den Herzog Leopold zu einem Bund mit den Städten der Eidgenossenschaft nötigte, erhielt Basel die Botschaft, daß andere Scharen unter dem walisischen Edelmann Jevan ap Eynion, bei dem auch ein Herr von Vienne war, sich in der Gegend von Belfort sammelten. In derselben Gegend verweilte auch Ingelram von Coucy selbst; er zog mit diesen Haufen ins Elsaß, vereinigte sich hier mit der Hauptmacht. Ende des Monats brach das ganze Heer unter Coucys Führung gegen das Aaregebiet auf, indes Herzog Leopold sich in Breisach eingeschlossen hielt. Niemand hatte je soviel Menschen beisammen gesehen. Es war „streitbares“ und „bübisches“ Volk durcheinander, Reisige, Bewaffnete, zuchtloser Troß aller Art. „Mörder, Räuber, Brenner, Kirchenaufbrecher, Frauenschänder u. dgl.“ nennt der Chronist dieses “Teufelsvolk“. Ihrer Kapuzen wegen hießen sie gemeinhin die „Gugler“.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/312&oldid=- (Version vom 1.8.2018)