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Verschiedene: Wünschelruthe

Wenn de Pracher nicks[WS 1] hebben shall sau fallt em dat Brot uut der Kiepen.




Neueres Volkslied.




     Hermann auf der Treppe saß,
Hermann weinte sehr,
Sprach zu ihm das Mädlein roth:
Hermann was ist deine Noth?

5
O, du goldner Hermann.


     Daß ich möchte sitzen
In dem Stübchen dein;
Sprach zu ihm das Mädlein fein:
Hermann das kann auch wohl sein,

10
O, du goldner Hermann.


     Hermann in dem Stübchen saß,
Hermann weinte sehr,
Sprach zu ihm das Mädlein roth:
Hermann was ist deine Noth?

15
O, du goldner Hermann.


     Daß ich möchte küssen
Deinen rothen Mund;
Küss’ du unsern Pudelhund
Von dem Schwanz bis auf den Mund,

20
O, du dummer Hermann.




Der Vertraute,
eine komische Erzählung nach Straparole (4,4.)
von M - - n.




Nach Padua in Italien kam einmal der Sohn eines spanischen Großen, um auf der dortigen hohen Schule die Wissenschaften zu erlernen. Nerino, so hieß der junge Mensch, hatte im väterlichen Hause in einer solchen Zurückgezogenheit gelebt, daß er bis zu seinem gegenwärtigen Alter von achtzehn Jahren gelangt war ohne ein anderes weibliches Wesen zu sehen als seine Mutter, und seine Amme. Es schien jedoch seinem Vater am Ende rathsam ihn aus dieser klösterlichen Enge zu entlassen, damit er sich ein wenig in der Welt umschauen, etwas lernen und fremde Sitten betrachten mögte. Er schickte ihn also nach Padua, einer Stadt die er vorzüglich geeignet glaubte, seinen Endzweck zu erfüllen.

Nerino war kaum einige Tage in Padua als er schon Bekanntschaft mit mehreren jungen Leuten gemacht hatte, und unter andern auch mit einem gewissen Raimond, einem Arzt, der zwar schon über das Jünglingsalter hinaus war, sich aber doch noch recht gern unter die jüngern mischte. Nerino’s neuer Freund besuchte ihn fast täglich, denn er war reich, und dann belustigten sie sich mit einander, und schwatzten von allerlei Dingen. So kam denn auch die Rede auf die schönen Frauen, wie dies der jungen Herrn Lieblingsgespräch zu sein pflegt, wenn sie sich vertraulich unterhalten, und der eine strich diese, der andere jene heraus. Nerino aber, dessen Vergleichungen sich nicht weiter erstreckten als von der Amme bis zur Mutter, behauptete ganz dreist, es könne auf der Welt keine schön’re Frau geben als seine Mutter. Und obgleich ihn seine Freunde auf eine und die andere aufmerksam machten, um ihm seinen Wahn zu benehmen, blieb er doch immer steif und fest dabei, gegen seine Mutter müßten sie alle mit einander einstecken.

Nun hatte jener Meister Raimond, der Arzt, ein wunderschönes Weibchen, und da er sich einen Spaß mit unserm Neuling machen wollte sagte er zu ihm: „Don Nerino

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: nidts. Siehe Druckfehler S. 188.
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Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_177.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)