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Herzen, und er betrübte sich sehr wegen des Herannahens der Zeit, da er geladen war, vor Gottes Richterstuhl zu erscheinen. In dieser Traurigkeit fand ihn sein Diener, der in Geschäften verreis’t gewesen, und von dem Vorgang nichts wußte. Dieser fragte seinen Herrn, was er für ein Anliegen habe, und ob er ihn wieder fröhlich machen könne. „Ach nein, sagte der Herr tiefseufzend, du kannst mir nicht helfen, denn ich bin von einem Dieben vor Gottes Gericht geladen, da muß ich selber kommen, und schwere Rechenschaft geben.“ Der Diener meinte, das sey Einbildung, und er wolle sich selbst für ihn zum Bürgen stellen und die Gefahr auf sich nehmen, gegen einen neuen Rock von Niederländer Tuch. Hocherfreut hieß ihm der Herr vom besten Tuch seines Lagers nehmen, und wurden sie also einig.

Wie dieser Vertrag gemacht war, ließ Herr Geverds seine Freunde und Nachbarn zu Gaste laden, sich zu freuen, weil er einen Anwald gefunden, der ihn in so gefährlichem Stande vertreten wolle. Der Diener war mit lustig, und ging dann gleich den Andern zur Ruhe, seiner Bürgschaft sich wenig erinnernd.

Um Mitternacht aber wurde in dessen Kammer ein großes Gepolter und Getümmel gehört, davon Alle im Hause erwachten, aus Furcht ging aber keiner hin, dem nachzusehn. Mit Tagesanbruch wagten sich endlich Einige daran und sprengten die Kammerthür auf; da fanden sie den Diener am Boden mit umgedrehtem Hals und zerquetschten Gliedern. Sie erschracken sehr, und wollten das an die Wand gesprüzte Blut abwischen, aber das blieb unverlöschlich daran.

Lange Jahre nachher wohnte in diesem Hause Andreas Tünte; dessen Mutter wollte den Blutflecken übertünchen lassen, aber das Blut schlug wieder durch, und es war noch zu sehen im Jahre 1608, als Gerhard Reuter daselbst gewohnt.




Das Auge.




     Der Himmel samt den Sternen
Sich spiegelt in dem Meer,
Aus allertiefster Fernen
Steigt’s auf zum Himmel hehr.

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     Ein blaues Auge schauet

Aus seiner Tief’ mich an,
Ich hab’ ihm fest vertrauet,
Drum mich’s nicht lassen kann.

     Vom Himmel sieht’s bey Tage

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So wie bey dunkler Nacht,

Im Herzen ich es trage
Und fühle seine Macht.

     Und wenn sich Abends schließen
Fest zu die Augen mein,

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Muß ich den Frevel büßen,

Es wecket mich sein Schein.

     Es kömmt aus weiter Ferne
Schnell näher zu mir her,
Bis ich im Aug’ mein Auge

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Schau’ wie im tiefen Meer.


     Ich möcht’ in ihm versinken,
Doch stößt es mich zurück,
In ihm will ich ertrinken
Und scheiden Leid von Glück.

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     Ein Meer wohl ist das Auge,

Die Welt nimmt’s in sich auf,
Das Meer im tiefen Herzen
Steigt in das Aug’ herauf.

Sigurt Albrok.




Steckbrief.

Osterode den 22ten Nov. 1775. (im Gött. Wochenbl.).

Auf dem gestern allhier gehaltnen Jahrmarkt ist folgendes entwendet worden. 1. eine silberne inwendig verguldete Dose, auf deren Deckel ein Bad vorgestellt ist, worin eine nackte Weibsperson sitzt, weiter unten ein Schwan mit ausgebreiteten Flügeln, der diese Weibsperson in die Füße hackt etc.


Claudius in der Darmstädtischen Landzeitung 1777. Nr 2. Schreiben von Görgel an seinen Herrn. d. d. Gräfenhausen den 4. Jan. 1777.

 Hochedler Herr

Auf ihren Befehl von wegen daß ich von Zeit zu Zeit im Lande die Runde gehen, und was ich hin und her Gutes und Neues höre und sehe, sammlen soll, berichte hierdurch, daß ich meinen ersten Zug gethan habe. Ich lege zugleich meinen Rapport von dem Erfolg bey, und verharre etc.

Gehorsamster Rapport von meinem ersten Zug, samt was ich auf demselben Gutes und Neues erfahren habe.
Diesen Morgen vor Tags marschirt’ ich ab und kam, ungeachtet der großen Menge Schnee, doch an zwei Dörfer; ich bin aber in keins hineingekommen, sondern in Gedanken hinter um gegangen, und so bin ich wieder zu Hause angelangt, ohne das geringste erfahren zu haben, kan also für dieses mal auch nichts berichten. Womit ich verharre etc.
Görgel 
sonst auch A * * s genannt.     

Joh. Valent. Schmaltz war in der Mitte des vorigen Sec. Mädchen-Schulmeister zu Körner im Amt Volkenrode. Suchte 1660 seine Dimißion, zog nach Mühlhausen, ward daselbst Stadtkorporal und Bauern-Doctor, und unterschrieb seine Briefe: Tuus observantissimus Corporal et Medicus Organist et Musicus Joh. Valentin Schmalzius.

     Goth. K. u. Schul St.

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Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_080.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)