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Verschiedene: Wünschelruthe


Hier von allem Schmerz geschieden
Schwindet Erde ihm und Zeit,
Und er hat den ew’gen Frieden,
Kämpft auch seine Menschlichkeit.

 Beide.
Fleht demütig stets hienieden etc.


2.
Chor zwischen dem 2. und 3. Akt.

 Alfred der Knabe.
Ein armer Knabe saß auf Steinen,
Er sucht’ ein stilles Grab für sich;
Nicht lächeln konnt’ er mehr, noch weinen,
Seit alles in die Steine wich –
Gestorben war Mutter und Vater.

Er wußt’ es nicht, wo sie gelegen,
Er scharrte manches Grab heraus,
Die Fremden wollten ihn nicht hegen,
Er wollte gehn und hatt’ kein Haus –
Gestorben war Mutter und Vater.

Nicht beten konnt’ er mehr und hoffen,
Da sah er eine weiße Hand,
Und eine Grube ward ihm offen,
Darin er die Bekannten fand –
Gefunden war Mutter und Vater.


3.
Chor zwischen dem 3. und 4. Akt.

Was von außen schleichend nahet,
Dessen hat der Mensch nicht Macht,
Unabwendbar es ihn fahet,
Wirst ihn in des Jammers Nacht.
Doch der Starke kennt kein Leiden,
Was nicht in ihm heimisch ist,
Und Geklag weiß er zu meiden,
Weil er nicht sich selbst vergißt.
Fest und ohne Wank vergehen
All die Erdending’ er sieht,
Ruhig weiß er fortzugehen
Ob’s ihn auch vom Wege zieht.
Grausenhaft doch sind die Qualen,
Die der Mensch sich selber schafft,
Wenn er in den Sündenthalen
Ganz verarmt an Herz und Kraft.
Nimmer kann er von sich schütten
Seiner Sünden Felsenlast,
Und in frohen Lebens Mitten
Ihn des Todes Arm erfaßt.
Erde eine Sündengrube,
Bleich die Sonne ihm erscheint;
Durch die Sünde ward er Bube
Ob er sich auch stark noch meint.
Weh drum, wer am Herzen leidet!
Zeit und Menschheit ihn nicht heilt:
Froh die Sünd’ an sich sich weidet,
Und die eigne Angst beheult.
 (Im Sange ab).




Volkslied.

Ich lieb, ich lieb und darfs nicht sagen,
     O unerhörtes Joch!
Ich gräme mich fast täglich,
Aber alles ist vergeblich,

5
O Himmel, schönster Himmel,

O Himmel helf mir doch!

Das was ich gerne hätte,
Das ist mir jetzt geraubt,
Es sitzt jetzt ein anderer am Blättchen,

10
Das härt’ ich nicht geglaubt,

Die Thür, die Thür steht offen
Allwo ich soll gehen ein,
O Himmel, Himmel, schönster Himmel,
O Himmel helf mir doch!

Aufgeschrieben von Jak. Grimm.




Buchanzeige.


Beyträge zur neueren Kriegsgeschichte, gesammelt von Friedrich Förster. 2. B. Berlin 1816.

Wenn je eine wahre Geschichte unserer Zeit möglich ist, so kann sie nur aus ganz individuellen Erzählungen hervor gehen. Daß sie nicht in den Zeitungen liegt, die nur ein Inhaltsverzeichniß der Facta, und bloß dann trefflich sein würden, wenn sie, wie der (alte) rheinische Merkur, die Gesinnung der ganzen Zeit abspiegelten, und auch nicht in den Archiven, und dem, was von der Regierung aus bekannt wird, sieht jeder leicht. Darum haben wir von Frankreich seit zweihundert Jahren ein viel festeres historisches Bild als von Deutschland, weil in den, größtentheils vortrefflichen Memoires ein Schatz characteristisch individueller Ansichten, Begehenheiten, Leben niedergelegt ist, die erst spät recht gewürdigt werden. Das vorliegende Buch ist in diesem Sinn sehr tüchtig, und wir wünschen für uns und für eine künftige Geschichte, daß Förster recht unterstützt werde, und noch mehr erhalte und herausgebe, wie der Krieg der Voralberger und das Tagebuch des Oberste v. O., die die Hauptbestandtheile des Buchs machen. Besonders wär es uns lieb, wenn wir über den Zug von Schill, von Oels und die Dörnbergsche Verschwörung etwas recht Erschöpfendes erhielten.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_020.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)