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Von den kurischen Königen, deren einer, wie gesagt, hier residirt haben soll, erzählt Arndt dem Dionysius Fabrizius eine drollige Anekdote nach, die ich mit den eigenen Worten des alten Geschichtschreibers hersetze:

„Die Bremischen Kaufleute hatten bey ihrer vierten Ankunft den König der Liewen zu Gaste geladen, und ihm unter andern Gerichten auch zwey Heringe vorgesetzt. Der König habe die Heringe auf die Nachricht, daß es Seefische wären, beym Schwanze angefaßt, welches die Deutschen für ein glückliches Zeichen gehalten; daher die Liefländischen Bauern zu seiner Zeit noch einen Hering beym Schwanze angefaßt.“

Ich wette: im jetzigen Handel dieser Stadt, wo Heringe ein beträchtlicher Artikel sind, weiß man sie gewiß nun eben so gut, wie damals die Bremer Kaufleute, beym rechten Ende anzugreifen, ohne deshalb gerade ein glückliches Zeichen für den Flor der guten Stadt dabey vorauszusetzen!




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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/87&oldid=- (Version vom 13.12.2020)