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halbe Meile von der Kirche und dem Pastorat entfernt. Ein mit hohen Bäumen bewachsener Holm reicht tief in den See hinein, und in der Mitte desselben erhebt sich ein, jezt größtentheils verfallener Pavillon. Liebliche Erinnerungen aus meinem Kinder- und Jünglingsalter schwebten mir hier über den sanftwallenden See entgegen. In diesem ehemals so wirthlichen Hause hab’ ich frohe Tage erlebt; sie sind dahin, um nimmer wiederzukehren! Doch, ihr freundliches Andenken erhält sich zugleich mit dankbarem Gefühl gegen den edlen Mann, der hier wohnte, fortwährend in meinem Herzen.

Nicht weit von Erwahlen liegt an demselben See der Hof und Flecken Saßmacken. In letzterem finden sich, außer einer Kirche, einer Synagoge und zwey Windmühlen, nur zehn Häuser, welche fast alle von Juden bewohnt werden. Ein paar von diesen Häusern waren, wie der alte Glaube Israels, bis auf Bruchstücke verfallen, andere aber hatten zu dem Grau des alternden Holzes rothe Fensterschläge, wie morgenländische Bilder aus dem Talmud zu dem

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/253&oldid=- (Version vom 14.2.2021)