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frohen Akkorde des Lebens verhallen und am einsamen Ufer die todte dumpfe Stille wiederkehrt. Aber der Schimmer deckt eine kalte, finstere Tiefe, und über ihr ziehen die Harmonien dahin, wie die lichte Freude über ein dunkles Menschenleben.

Ein wahres Volksfest wird in Liebau am Johannistage gefeyert. Unweit der Stadt, in einem Garten, der ziemlich geräumig ist, mehrere, in dieser Sandgegend seltene, hohe Stämme hat, und dicht an dem kleinen See liegt, versammeln sich fast alle Einwohner der Stadt, so viel nur ihre Wohnung verlassen dürfen; groß und klein, vornehm und gering, alles fährt, reitet oder geht am Johannisabend nach Schmiedens Garten. Die Dienstboten hängen so fest an diesem Tage, daß sie es bey ihrem Dienstantritt oft zur Bedingung machen, ihn hier ungestört verjubeln zu dürfen.

Auf dem Wege dahin locken Bäcker- und Konditorbuden, die Abends erleuchtet werden. Schon von weiten hört man den Jubel der versammelten Menge. In einigen Zimmern wird getanzt. Da dreht ein stämmiger

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/109&oldid=- (Version vom 13.12.2020)