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Raimund Dürnwirth: Vom Steinbier. In: Carinthia I., 95 (1905), S. 10–19

und Hopfen, ohne etwas dazu zu kaufen. Auch geben die Trebern eine vortreffliche Viehmast. Der Bauer hat demnach einen doppelten Vorteil, Getränk und Viehmastung. Durch letztere erhält er aber wieder mehr Dünger, woran es ohnehin sehr mangelt. 4. Endlich baut der Bauer auch den Hopfen selbst, während die eigentlichen Bierbräuer nur den böhmischen Hopfen wegen besserer Qualität verwenden. Daneben muß noch bemerkt werden, daß nicht etwa Weizen oder anderes Getreide, das der Bauer zu Markt besser verwerten könnte, verbraucht wird, sondern er nimmt dazu Hafer und nur etwas wenig schlechten Weizen, das sogenannte „Hintrach“[1].

Die Bauern an das Pfannenbier zu gewöhnen, wäre sicherlich mit großen Schwierigkeiten verbunden. Entweder müßten sie sich die Pfannen und andere Geräte meist um hohen Preis einkaufen und ebenso auch erst Gerste auf dem Markte in Klagenfurt be­schaffen, da in dem Viktringer Distrikte fast keine erbaut wird. Auf diese Weise aber würde das Getränk zum mindesten noch einmal so hoch zu stehen kommen. Endlich entfiele mit dem Wegfall der Trebern auch ein gut Teil der Viehmast.

Aus diesen angeführten Gründen spricht sich also Kerkho ganz entschieden gegen die Einstellung der Steinbierbräuung sowie gegen allfällige Maßnahmen, die Bauernschaft an das Pfannenbier gewöhnen zu wollen, aus, letzteres um so mehr, „da auch die Medizin-Doktoren sagen, daß das Steinbier gesünder als das Pfannenbier sei“.

Das Stift, heißt es am Schlusse, zahlt gegenwärtig 220 fl. für die Untertanen und würde bei Durchführung der Regierungsabsicht dieses Quantum nur sehr schwer wieder erhalten.

Was man von Regierungsmaßregeln nicht erwarten zu können vermeinte, hat die Zeit vermocht. Das 19. Jahrhundert hat auch hinsichtlich dieses Genußmittels seine vielfach umgestaltende Macht geübt. Das besser mundende Pfannenbier einerseits, das kräftigere Feuerwasser anderseits, in ihren verschiedensten Arten, haben sich zur widerstandslosen Geltung durchgerungen. Nicht nur daß die Steinbierbrauerei als Hausindustrie gänzlich aufgehört hat, auch der gewerbsmäßige Betrieb hat namentlich seit etwa 4 Jahrzenten einen gewaltigen Rückgang genommen.


  1. Hintrach = Abfall beim Auswinden des Getreides.
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Raimund Dürnwirth: Vom Steinbier. In: Carinthia I., 95 (1905), S. 10–19. Joh. Leon sen., Klagenfurt 1905, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Steinbier.djvu/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)