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Raimund Dürnwirth: Vom Steinbier. In: Carinthia I., 95 (1905), S. 10–19

Den Ruf eines gesunden Trankes, den sich das Steinbier ganz besonders bei den Gewohnheitstrinkern erworben hat, verdankt es nach Dr. Hartmann[1], „zweifellos seiner Wirkung, die es infolge der unvollständigen Vergärung und des dadurch bedingten größern Gehaltes an suspendierter, nicht zum Absatze gelangter Hefe auf den Organismus ausübt und die sich bei des Gebräues Ungewohnten, mitunter in etwas drastischer Weise äußert. Daher ist es bei den echten Steinbiertrinkern (Lepperern)[2] Regel, dem genossenen Trank nach Bedarf oder Laune ein oder einige Gläschen eines gebrannten Wassers nachfolgen zu lassen, wobei man meist dem Wacholderschnaps angeblich seiner medizinischen Wirkung wegen den Vorzug gibt“.

Darf man aus der Verbrauchsmenge, die oben ausge­wiesen wurde, auf den Wert schließen, so scheint das Bier den Leuten auch in der Tat nicht übel gemundet zu haben, da selbe im Verhältnis zur Volkszahl nicht gering war. Abgesehen jedoch vom Ossiacher Bezirke ist wohl der Verbrauch in Klagenfurt selbst mit seinen kaum 10.000 Einwohnern kurz nach den Franzosenkriegen, nämlich in den Jahren 1819–21 von entscheidendem Belang[3]. Darnach betrug der Verbrauch nur im Stadtbezirke allein:

1819, 21466 Eimer, also tägl. 2352 Maß (od. = 12147 hl bztl. 3327 l)
1820, 24152 2648 = 13673 3746 l)
1821, 21389 2344 = 12104 3316 l)

Ein gewiß nicht unbedeutender Verbrauch, namentlich wenn man in Anschlag bringt, daß außerdem noch täglich gegen 600 Maß (= 850 l) Kesselbier konsumiert wurden.

Besonders beliebt war der sogenannte Koritniak[4], dessen Würze eine Konzentration von 9 Grad (Sacharometer) hat, während das gewöhnliche Steinbier nur 6–7 Grad besitzt[5].

Man erzählt noch aus den 30-ger Jahren des vorigen Jahrhunderts, daß sowohl im Sommer als Winter an Sonntagen förmliche Wanderzüge von der Stadt nach den Steinbierherbergen in der Nachbarschaft


  1. a. a. O., S. 39.
  2. Lexer a. a. O. 177.
  3. Carinthia 1822 Nr. 31.
  4. Korito – Trog, große Rinne, also Trogbier – Bocksteinbier. S. Janežić a. a. O. 119.
  5. Hartmann, a. a. O. 39.
Empfohlene Zitierweise:
Raimund Dürnwirth: Vom Steinbier. In: Carinthia I., 95 (1905), S. 10–19. Joh. Leon sen., Klagenfurt 1905, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Steinbier.djvu/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)