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Raimund Dürnwirth: Vom Steinbier. In: Carinthia I., 95 (1905), S. 10–19

unter der Rubrik „Krätze“ folgendermaßen aus: „Die Verdorbtheit des Blutes ist schon aus dem Fettessen erklärt. Noch schlimmer machen sie die Getränke. – So ist die Bereitung des Steinbieres sehr unreinlich. In einen mit Wasser gefüllten Zuber, dessen unterer Teil mit Hafer oder Gerste beschüttet ist, werden so lange glühheiße Steine geworfen, bis es kocht. Nach der Abkühlung in der Rinne, in die man das Bier hatte laufen lassen, wird es in die Fässer geschöpfet, wo es nicht gären und die unreinen Teile auswerfen kann, indem entweder kein oder doch nur sehr wenig Hopfen dazu genommen wird“.

Ein Aufsatz in der Carinthia 1822, Nr. 31, „Das Steinbier“ betitelt und mit H. K. M. gezeichnet, nennt als Verbreitungsbezirk dieses echt kärntnerischen Bieres ebenfalls den „von unsern slovenischen Bauern“ bewohnten Landesteil. Allerdings reiht sich daran die Bemerkung: „Die Teuerungsjahre 1815 bis 1818 haben dieses Hauptgetränk unserer Vorfahren, welches sich fast nur nach dem Draustrom in Mittelkärnten als echt einheimisch erhielt, auch den feineren Stadtbewohnern notwendig und angenehm gemacht und erhalten“. – Und in der Carinthia von 1851, Nr. 68, hält ein gewisser R. in dem Artikel „Das Steinbier und der Branntwein“ eine Lobrede auf ersteres und bemerkt, daß am Ende des 18. Jahrhunderts und selbst noch im Anfange des 19. („vielleicht bis zur Einführung der Verzehrungssteuer“) der Landmann in Kärnten – „wenigstens der slovenische“ – den Branntwein nur dem Namen nach kannte, daß dagegen aber das Steinbier damals in hohem und verdientem Ansehen stand.

Angesichts dieser Daten, die dem Steinbier ausschließlich die Bedeutung eines slavischen Nationalgetränkes in Kärnten zuweisen, ist nun ein zu Anfang des vorigen Jahrhunderts mit besonderer Genauigkeit abgefaßter Bericht über die Erzeugung, den Verbrauch und Vertrieb des Steinbieres in einem bereits damals fast ausschließlich von deutscher Bevölkerung bewohnten Teile Kärntens sicherlich von wertvollem Belang. Ein gewisser Franz Hierzegger, Hofrichter beim Verwaltungsamte der Staatsherrschaft Ossiach, liefert diesen Bericht in seiner in der Handschriftensammlung des kärnt. Geschichtsvereines verwahrten „Historischen Beschreibung der k. k. Staatsherrschaft Ossiach im Militär-Jahre 1803“[1].


  1. [13] Die Gesamtzahl der Untertanen der damaligen Herrschaft Ossiach betrug 2717. Davon waren 2227 deutsch (82%), 240 slovenisch (8⋅8%) durch die Besitzanteile der Herrschaft im Rosentale und 250 (9⋅2%) gemischtsprachig. – Übrigens war nachweisbar Erzeugung und Verbrauch des Steinbieres auch in andern rein deutschen Teilen Mittelkärntens im Schwang, so z. B. in der Umgebung von St. Veit.
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Raimund Dürnwirth: Vom Steinbier. In: Carinthia I., 95 (1905), S. 10–19. Joh. Leon sen., Klagenfurt 1905, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Steinbier.djvu/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)