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Drittes Kapitel.
Tiflis und seine Umgebung.
Lage der Stadt; das alte und neue Tiflis. Ursprung und Schicksale der Stadt. Ihr kosmopolitischer Charakter. Die Bazars. Gravierarbeiten. Die heißen Quellen; die Bäder. Bei dem Weinhändler. Die Sions-Kathedrale. Eine Keilinschrift. Ausflug nach Seri-Samok. Das Thal des Khram. Die Orbeliani. Tartarendörfer; das alte Schloß. Fürst Scherwatchidsa. Empfehlung durch den General von Nikolai. Einladung zum Mittagessen. Wein von Kakheti.
3. bis 9. September.

Tiflis liegt auf beiden Seiten der äußerst fischreichen Kura, in einer wilden und trostlosen Gegend. Der Hauptteil der Stadt befindet sich auf dem rechten Ufer des Flusses und erstreckt sich bis zum Fuße eines kahlen Schieferberges, auf dem das Kloster des heiligen David steht. Dieses Kloster ist der höchste bewohnte Punkt von Tiflis und liegt 73 Meter über der alten Kurabrücke und 537 Meter über dem Spiegel des schwarzen Meeres. Im Südosten löst sich ein Ausläufer, der Sololaki-Hügel, von dem Berg und schließt die Stadt von dieser Seite ein. Dieser Hügel trägt die Ruinen der Festung Narikala. Von diesen Ruinen aus bietet Tiflis ein schönes Panorama. Über den Wirrwar der Dächer schweift der Blick hinweg auf die wellige, graue, einförmige Steppe, die nur zuweilen durch den einen oder anderen Schneeberg des Kaukasus, der aus der Ferne auftaucht, etwas Abwechslung erhält. An diesen Hügel lehnt sich das persische Viertel und umgiebt ihn im Bogen; mit dem botanischen Garten nimmt es die Südseite des Hügels ein. Dieses persische Viertel ist eines der ältesten der Stadt Tiflis; seine Bevölkerung, seine engen und krummen Gassen, seine Bazars, kurz alles hat den orientalischen Charakter treu bewahrt. Der Awlabar mit seiner alten Zitadelle liegt auf der linken Seite der Kura dem persischen Viertel gegenüber. Zwischen diesen beiden Vierteln ist der Fluß sehr durch Felsen eingeengt und deshalb tief. Eine Brücke verbindet seit der Erbauung der Festung Narikala diese mit den Befestigungen auf dem linken Ufer.

Es entspricht der Wahrheit ziemlich genau, wenn man sagt, daß das alte Tiflis seine Hütten auf den beiden Ufern der Kura im Angesichte und unter dem Schutze

Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/44&oldid=- (Version vom 1.8.2018)