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Aragvi wohnten daselbst. In der Umwallung der früheren Festung findet sich eine alte Kirche, die sehr interessant scheint. Aber da der Postmeister uns nicht sagen wollte, in welcher Zeit er Pferde zur Verfügung haben würde, obwohl er es ganz gut wußte, konnten wir die Kirche nicht besuchen. Um die Reisegelegenheit nicht zu versäumen, blieben wir an der Station, wo wir uns herzlich langweilten.

Ananur.

Die Straße von Ananur nach Mleth führt durch das Thal des Aragvi, das hier zwar schon von hohen Bergen eingeschlossen ist, die aber noch mit Bäumen bestanden sind und anmutig erscheinen. Einige Werste vor Pasanaur kommt man an zwei alten Forts, denen von Tschertaly und Wanseloppe, vorbei, die ehemals die Straße schützten. Eine Menge Verteidigungstürme, Aul genannt, wird sichtbar. Jedes der an den Abhängen der Berge liegenden Dörfer besitzt wenigstens einen solchen Turm, die meisten oft drei bis vier, die nur durch eine außen angebrachte Leiter zugänglich sind. Diese Türme waren die letzten Bollwerke zur Verteidigung der Unabhängigkeit der Bergbewohner. Vor der Annexion durch Rußland dienten sie auch oft als feste Schlösser, von wo aus eifersüchtige Klans, deren es in jedem Dorfe gab, sich nach Gefallen beschossen. Diese löbliche Sitte findet sich sogar heute in einigen entlegenen Thälern. Heute sind die Türme am Aragvi, die so stolz die Hütten der Dörfer beherrschen, nur mehr malerische Zeugen der früheren Kämpfe.

31. August.

Bei Mleth beginnt der hohe Gudaur. Die Landschaft wird sehr großartig und gewährt Ansichten, die in keiner Hinsicht hinter denen der Schweiz zurückzustehen brauchen. Auf dem höchsten Punkt der Straße haben die Russen ein Kreuz errichtet, daher führt der Gipfel auch den Namen Kreuzpaß.

Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/38&oldid=- (Version vom 1.8.2018)