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Basra besteht aus zwei deutlich getrennten Teilen: aus der eigentlichen Stadt, die ungefähr drei Viertelstunden vom Schatt-el-Arab entfernt an einem Kanal liegt, und den Handelsetablissements, die an dem Ufer des Flusses selbst errichtet sind. Die Stadt hat ein schreckliches Klima, abscheuliches Trinkwasser und Krankheiten in Menge. Es ist dies letztere übrigens auch sehr natürlich, denn das ganze Land ist nur ein ungeheurer Sumpf, der mit Palmbäumen bepflanzt ist und von Fröschen wimmelt, die einen ungeheueren Lärm machen.

Um die Handelshäuser an dem Ufer des Stromes errichten zu können, mußten großartige Arbeiten von Steingrundlagen und Grundpfählen ausgeführt werden; sodann war viel Erde notwendig, um die Sümpfe zu füllen.

Wegen der Lage an dem Flusse und der Bewegung des Wassers durch Ebbe und Flut, der reinern Luft und dem bessern Trinkwasser ist diese Ansiedlung, das neue Basra, viel gesünder als die Stadt selbst.

Bei unserer Anwesenheit war die Temperatur in Basra sehr angenehm; aber im Sommer ist die Hitze dort schrecklich. Zwar steigt das Thermometer nicht so hoch als in Baghdad, aber die feuchte Wärme wirkt drückender. Da man in diesen Sümpfen nicht wie in Baghdad Serdabs erbauen kann, so kann man bei der schrecklichsten Hitze auch kein kühles Plätzchen finden. Bricht die Nacht an, so begiebt sich alles auf die Terrassen; indessen muß man sich aber durch Decken vor dem Tau schützen, der hier so reichlich fällt, daß er sogar noch durch dicke Decken dringt. Dem Anscheine nach ist die Sonne hier viel schlimmer als in Baghdad, auch sind Blutandränge sehr zu fürchten.

Man hat uns gegenüber sogar ernsthaft behauptet, daß durch die Hitze viele Fische im Schatt-el-Arab zu Grunde gingen. Ob’s wahr ist?

Der Schatt-el-Arab ist ein prächtiger Fluß, dessen Breite ich auf 400 bis 500 Meter schätze. Die Schiffe von 19 Fuß Tiefgang können bei der Hochflut die Sandbank vor seiner Mündung überfahren;[1] bis Korna wäre der Fluß wohl für die größten Schiffe fahrbar.

Unter einer anderen Regierung würde Basra, das durch seine Lage seit der Eröffnung des Suezkanals eine große Bedeutung erlangt hat, ein Haupthandelsplatz werden. Der Haupthandel besteht in Datteln; im Jahre 1888 wurden 21000 Tonnen Datteln in Kisten nach Europa ausgeführt und 30000 Tonnen in Körben und Schläuchen in Asien verkauft.

Die Datteln von Basra sind sehr berühmt, denn die dortigen Palmbäume verwirklichen die von den Arabern gestellten Bedingungen für gute Früchte: ,„Den Fuß im Wasser, den Kopf im Feuer.“

Außer Datteln werden noch wolle, Gummi arabicum, Sesamkörner und Süßholz ausgeführt.

Man kann sich kaum etwas Malerischeres denken als das Panorama der Kolonie an dem Flusse. Man findet hier nicht das geräuschvolle Treiben wie in großen Häfen; aber auf dem schönen Flusse mit seiner ruhigen und majestätischen Einfassung von Palmenwäldern liegen fünf oder sechs Dampfer vor Anker; um diese gruppieren sich die Kunden. Etwas weiter liegen die Schiffe für die eigentliche

  1. Nichts wäre leichter, als diese Sandbank auszubaggern, wenn sie nicht in der Türkei wäre.
Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/366&oldid=- (Version vom 1.8.2018)