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Zuweilen gehen auf den Querwegen einige dieser Bergbewohner vorbei, deren langer bis zu den Lenden anschließender brauner Kaftan mit der Kapuze und den Ärmeln große Ähnlichkeit mit unserer mittelalterlichen Tracht hat. Der Weg überschreitet bald die zukünftige Eisenbahn von Kutais nach Tkvibuli und durchwatet ein Flüßchen, das man uns Skalicgifela oder roter Fluß nannte. (Thielemann nennt ihn Tzchal-Tzitheli und Dubois de Montpéreur Tskaltsiteli.) Das Wasser dieses Flüßchens ist ungesund, so daß niemand davon trinkt. Sogar die Fische desselben sollen nicht ungefährlich zum Essen sein, weil sie Fieber erzeugen. Die Landleute behaupten, diese Fische auf den Märkten sofort mit Bestimmtheit zu erkennen.

Kloster Ghelat.

Ghelat liegt außerordentlich malerisch an dem Abhang eines Berges inmitten spärlicher Wälder. Der Blick schweift in das Thal des Rion und ruht von weitem auf dem bewunderungswürdigen Gebirgsmassiv des Elbrus und des großen Kaukasus. Die ersten Eindrücke sind fast zu großartig. Von hier aus gesehen hat der Elbrus die Gestalt einer Triangel und bietet dem Auge einen schneebedeckten Grat, der durch die Thätigkeit des Windes außerordentlich scharfe Kanten hat.

Ghelat und Kloster sind klein; aber dieser Ort ist der religiöse Mittelpunkt der Provinz Imereth. Es befinden sich daselbst drei Kirchen: die Metropolitankirche von Ghelat, die Kapelle Georgs II. und die Grabkapelle Davids II. Die Zeit der Gründung ist unbestimmt. David II., der Wiederhersteller (Aghmashenebely), König von Karthlis und Abkhasien, stellte Ghelat wieder her. Von da an erlebte das Kloster mancherlei Wechsel, bietet jedoch auch jetzt noch manches Merkwürdige.

Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)