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Im ganzen waren zwanzig Schläuche geplatzt, die jedoch von dem Kellekdschi sehr schnell repariert wurden; er besitzt ein unglaubliches Talent, dieselben in einem Augenblick zu füllen.

Der Karatschok-Dagh, der dem Tigris parallel läuft, ist nur eine unbedeutende Gebirgskette; aber der Sturm vom vorigen Tage hatte ihn wie auch den Sakho-Dagh mit Schnee bedeckt.

Die Ufer des Flusses sind bald steile, erdige Anhöhen von zwei bis drei Meter Erhebung, bald Kiesbänke; die Tiefe scheint außerordentlich verschieden. Durch den geringen Tiefgang unseres Kelleks konnten wir überall hinkommen (er ging kaum zwanzig Centimeter tief).

Gegen Mittag fuhren wir ziemlich rasch durch sehr schöne Schluchten zwischen Felsklippen aus Kalkstein hindurch, deren Schichten vollständig horizontal liegen.

Ankunft 4 Uhr 50 Minuten.

Unsere Reise endigte an diesem Tage bereits um viereinhalb Uhr; der Kellekdschi fand ein angenehmes Gestade zum Anlegen, und er behauptete, etwas weiter biete sich kaum mehr eine Stelle zum Halten. Wir benutzten die letzten Stunden des Tages, um einen kleinen Spaziergang auf dem Boden von Mesopotamien zu machen; er ist hier mit Rohr und Tamarisken bedeckt. Wir entdeckten ein arabisches Lager; die arabischen Nomaden waren ohne Zweifel durch unser Schießen nach den Feldhühnern und Lerchen erschreckt worden. Wir mußten die kommende Nacht etwas auf unserer Hut sein.

Arabisches Zelt.

Unser Zabtieh – es war vielleicht noch eine Nachwirkung der Szene von Feischabur – hatte am Abend einen starken Fieberanfall.

20. Dezember. Abfahrt 6 Uhr 30 Minuten.

Der Mondenschein war sehr schön, aber so eisig war auch die Nacht; das Wasser in den Schläuchen war gefroren; eine dicke Schicht Rauhfrost bedeckte Zelt und Koffer; auch das Wasser in den Krügen war gefroren.

Wir konnten erst nach Tagesanbruch fahren, wo die Sonne unsere gefrorenen Schläuche auftaute, denn der Kellekdschi erklärte, daß gefrorene Schläuche einigermaßen starken Wellen keinen Widerstand entgegensetzen könnten.

Während des ganzen Tages sollten wir den Butma-Dagh umfahren; der oft so majestätisch dahinrauschende Tigris macht eine Menge Biegungen, die sich auf der Karte nicht einmal andeuten lassen. Bald nähert er sich ganz merklich dem Sakho-Dagh; übrigens sind auf dem Ufer Mesopotamiens die Hügel höher. Eine große Anzahl von Dörfern liegt an den Ufern ; aber es war uns nicht möglich,

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Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/286&oldid=- (Version vom 11.12.2020)