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Die byzantinischen Kaiser verjagten die Muselmanen (993) und behaupteten diesen Platz einige Jahre. Aber sie konnten die Angriffe der eingeborenen Fürsten nicht aushalten, die ohne Zweifel von den Seldschukiden unterstützt wurden; Akhlat wurde das Jahrgehalt kurdischer Fürsten, die hier vorübergehend Dynastien gründeten. Eine von diesen, die Dynastie der Merwaniden, herrschte zugleich in Diarbekr und in Akhlat. Ihre Tyrannei wurde schließlich so unerträglich, daß die Einwohner von Akhlat es vorzogen, sich den Türken in die Arme zu werfen. Sie ergaben sich dem Sokman el Kotbi, einem der mamelukischen Anführer des Seldschuken Kouthb-ud-din-Ismael. Sokman vertrieb die Merwaniden und ließ sich im Jahre 1099 als König von Akhlat mit dem Titel Schah Arman, König von Armenien, ausrufen.

Plan u. Durchschnitt unserer Grotte in Akhlat.

Akhlat ward also während eines Jahrhunderts die Hauptstadt einer Dynastie, die fälschlich eine seldschukische genannt wird. Es war in den Zeiten, wo die Khalifen, die ziemlich kraftlos waren, überall auf ihre Kosten ähnliche Dynastien erstehen sahen. Es war dies eine Zeit der Kämpfe, wo sie ihre Macht kaum behaupten konnten; so lagen auch die Seldschukiden von Akhlat beständig im Kampfe mit ihren Nachbarn. Aber diese Kriege hinderten sie nicht daran, ihrer Hauptstadt äußerlich aufzuhelfen und sie zu großem Glanze zu bringen. Die Monumente, deren Ruinen man noch heute bewundert, reichen in jene Zeit hinauf; sie sind also beinahe Zeitnossen derer von Ani; übrigens tragen alle sehr deutlich das Gepräge eines und desselben künstlerischen Einflusses.

Im Jahre 1207 vernichtete ein kurdischer Fürst aus der Familie Saladins, Malek-el-Ohad-Ayub, die seldschukidische Dynastie und nahm den Thron ein.

Bald mußte Akhlat die Angriffe des schrecklichen Dschelal-ud-din-Charesmschah zurückschlagen und eine zweijährige vergebliche Belagerung durch denselben aushalten.

Im Jahre 1229 (626 der Hedschra) kam er zum dritten Male; die Belagerung wurde schrecklich. Die Blokade dauerte den ganzen Winter; zwanzig Kriegsmaschinen griffen die Mauern von der Seeseite an. Aber die Verteidiger verzagten nicht eher, bis sich zu der Belagerung der Hunger gesellte; das Brot wurde mit Gold aufgewogen, und Hunde galten als Leckerbissen. Aller Hilfsmittel beraubt,

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Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/235&oldid=- (Version vom 1.8.2018)