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Bande kriechender Tiere; man sieht kräftige Schwänze und kurze Tatzen; alle Köpfe sind gegen das Innere der Spalte zu gerichtet, so daß es unmöglich ist, die Art dieser Tiere näher zu bestimmen. Es sind gewiß Reptilien aus der Familie der Eidechsen, und sie gehören wahrscheinlich einer harmlosen Kategorie an. Sie schienen dreißig bis vierzig Centimeter lang zu sein. Wir hätten uns näher unterrichten können, wenn wir eines der Tiere gewaltsam aus seinem Versteck herausgerissen hätten. Aber keiner von unsern Leuten wollte die Sache wagen, und ich hatte nur das eine Verlangen: so bald als möglich aus dem Loche herauszukommen. Nach der Überlieferung sind diese Tiere daselbst gefangen; die Sache hat vielleicht etwas Wahres an sich; denn man hat in dieser Hinsicht bekanntlich Auffallendes bei den Kröten gefunden. Warum sollte dies bei den Tieren in dieser Höhle unmöglich sein! Viel wahrscheinlicher aber ist es, daß diese Tiere seit undenklichen Zeiten in dieser Grotte ihr Winterquartier aufgeschlagen und auf diese Weise dem Berge den Namen verliehen haben, den er schon seit den ältesten Zeiten trägt.

Festung Ardschisch.[1]

Weil wir Khalil Effendi zum Mittagessen eingeladen hatten, mußten wir uns beeilen, wieder nach Agantz zurückzukommen. Die Kochkunst Gegus feierte einen wirklichen Triumph.

Da wir das alte Ardschisch besuchen wollten, war Khalil Effendi so freundlich, sich zu unserm Führer anzubieten.

Das alte Ardschisch oder Eski-Scheïr wird auch zuweilen Jeckmal genannt;[2] durch seine Lage an dem Ufer des Sees, an dem äußersten Ende einer fruchtbaren Ebene und auf dem Punkte, wo der Weg nach Erserum den Wansee berührt, hat Ardschisch eine sehr schöne Vergangenheit erlebt.

Unter den armenischen Königen war Ardschisch eine der größten Städte des Königreiches; die ersten Einfälle der Tartaren ließen der Stadt noch ihre Bedeutung.

  1. Diese Zeichnung ist nach einer sehr unklaren Photographie angefertigt worden. Zu spät bemerkte ich, daß die Zurüstung der Mauern nicht gut wiedergegeben ist. Diese sind nicht aus verwitterten Steinen erbaut, sondern aus sorgfältig geglätteten Steinblöcken.
  2. So versicherte uns wenigstens unser armenischer Gastwirt.
Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/226&oldid=- (Version vom 1.8.2018)