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das Dorf und trägt die Kirche. Von dieser natürlichen Plattform genossen wir eine unvergleichliche Aussicht. Zu unsern Füßen bildeten die Gärten einen bezaubernden Vordergrund; durch die blaue Wasserfläche des Sees von uns getrennt, erhebt sich am Horizont der Sipan, damals von Wolken ganz befreit, bei dem Sonnenschein in seinem reinen Schneekleide funkelnd. Es ist zwar überall dieselbe Landschaft, dieselben Formen, aber dennoch entdeckt man stets neue Schönheiten.

Man glaubt, den Sipan ganz in der Nähe zu haben, und doch war er in Wirklichkeit achtzig Kilometer von unserem Standpunkt entfernt; diese Täuschung kommt daher, weil auf diesen Hochplateaus namentlich in dieser Jahreszeit die Atmosphäre von einer auffallenden Durchsichtigkeit ist.

Wir gingen noch dreiviertel Stunden jenseits Artamied bis zu der Stelle, wo noch „der Kanal der Semiramis“ (Schamiram-Su) durch großartige Unterbauten von sehr altem Gepräge erhalten ist. Dieser Kanal lenkt das Wasser des Coschab ab, um damit die Ebene von Wan fruchtbar zu machen. Ohne Zweifel ist er von dem Könige Minuas im neunten Jahrhundert vor Christus erbaut oder doch wenigstens ausgebessert worden, da die Inschriften hier den Namen des Königs erwähnen. Auch heute noch dient der Kanal zur Bewässerung.

Dem Vernehmen nach befindet sich noch eine Inschrift auf einem Felde nahe bei Artamied, doch war es uns nicht möglich, dieselbe ausfindig zu machen.

Ausgenommen die nächste Umgebung von Wan im Umkreise von ungefähr einer Stunde, war alles mit Schnee bedeckt.

Die Mönche von Yedi-Kilissa und der Thronsessel Sennacheribs.

Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/210&oldid=- (Version vom 1.8.2018)