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beschreibt, die uns unwillkürlich an die der Theiß erinnerten. Nach Süden zu ist der Gegensatz um so bemerklicher; der Zab wagt sich in die engsten Schluchten; die ihn begleitenden Berge nehmen die sonderbarsten Formen an und erheben sich zu ungeheurer Höhe über das Thal, durch das der Fluß sich nun in rasch aufeinander folgenden Strudeln hinabstürzt. Es ist dies die Gegend von Dschulamerik, die natürliche Festung Kurdistans. Die Wege daselbst sind nur schmale Pfade, die oft aus Balken errichtet sind, welche die Abgründe überdachen. Es ist dies die Heimat der tapfersten Kurden und der Nestorianer, die jenen an Stolz und Unabhängigkeitssinn durchaus nichts nachgeben.

Tavernier hat diese Gegenden besucht, als er sich von Tebris nach Dschestreh begab. Nach ihm hatten sich einige unerschrockene Missionare allein dorthin gewagt. Schulz war der erste, der sie in unserm Jahrhundert besuchte.

Unsere Wohnung in Khatibaba.

Wir durchwateten den Zab dem Dorfe Bovis gegenüber und erstiegen sein rechtes Ufer, indem wir beständig der Telegraphenlinie folgten, die durch die türkische Regierung von Baschkala nach Dschulamerik angelegt worden ist. Es ist merkwürdig, wie man uns erzählte, daß die Kurden, selbst wenn sie mit der türkischen Regierung nicht auf einem besonders guten Fuße stehen, doch nicht daran denken, die Telegraphendrähte zu durchschneiden. Die arabischen Bewohner Mesopotamiens dagegen sind boshafter und beginnen ihre Empörungen stets mit der Zerstörung der Telegraphenlinien. Auf unserm Wege trafen wir verschiedene schwefelhaltige Quellen. Das Wetter war unangenehm, und die Pferde schleppten sich nur mit vieler Mühe fort. Gegen Abend stiegen wir zu einem Zufluß des Zab hinab, dessen Krümmungen noch merkwürdiger sind als die des Zab. Unser Nachtlager wählten wir in Khatibaba.

Ankunft 6 Uhr 15 Minuten des Abends.

Das Haus war sehr niedrig, aber trotzdem geräumig genug; das Zimmer, das uns angewiesen wurde, ist sehr unangenehm, weil es außer dem Kamin, der der

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Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/145&oldid=- (Version vom 1.8.2018)