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Herr Boré, der schon in Urmia und Salmas Schulen gegründet hatte, beschäftigte sich mit dieser neuen Gründung. Dank seinen Bemühungen kamen 1840 die ersten Lazaristenmissionare an. Sie ließen sich in Urmia und 1841 in Tebris nieder und übernahmen später auch die Leitung der Schule, die Boré in Ispahan gegründet hatte.

Bald begannen auch für die Missionare Drangsale, die durch die schismatischen Armenier verursacht wurden, die an dem russischen Gesandten, dem Grafen von Medem, eine kräftige Stütze fanden.

Dieser benutzte seinen großen Einfluß, um die persische Regierung zu veranlassen, einen Firman zu erlassen, der jegliche Bekehrungsversuche untersagte. Jeder Fremde, der dabei betroffen wurde, hatte unnachsichtlich die Ausweisung aus dem Lande verwirkt; jeder Einheimische wurde mit körperlichen Züchtigungen und einer Geldbuße bestraft. Der Firman hatte sogar rückwirkende Kraft, wodurch einer der katholischen Missionare, Fournier mit Namen, des Landes verwiesen wurde.

Wiewohl der Firman in seinen Bestimmungen allgemein gehalten war, fand er doch nur Anwendung auf die katholischen Missionare. Die Amerikaner in Urmia wurden niemals davon betroffen und setzten ruhig ihre Bekehrungsversuche fort. Die Lazaristen – zwei Missionare und ein Laienbruder machten damals die ganze Mission aus – begaben sich indes mehr oder weniger offen wieder an ihr Werk. Ungeachtet ihrer kleinen Zahl und ihrer geringen Hilfsmittel kamen sie bald dazu, im Jahre 1843 eine ganz kleine Kirche zu bauen. In derselben Zeit vergrößerte und erweiterte sich auch ihr Einfluß ganz bedeutend.

Es ist möglich, daß die amerikanische Missionsgesellschaft anfänglich nur ihr Werk lediglich aus Bekehrungseifer gegründet hat, ohne eine feindselige Absicht gegen die Katholiken und ohne zu wissen, daß sie damit notwendigerweise in die Rechte der Katholiken eingriff, die mit ihrem Schweiße und selbst mit dem Blute ihrer Missionare das Land bereits gedüngt hatten.

Aber nachdem einmal die Mission gegründet war, mußte das Verhältnis durch die Lage der Dinge zwischen den Vertretern der beiden Konfessionen notwendigerweise ein gespanntes werden.

Um zu verhindern, daß aus den getrennten Brüdern feindliche Brüder würden, wäre von beiden Seiten eine mehr als außerordentliche Klugheit erforderlich gewesen. Leider zeigte aber der Gründer der amerikanischen Mission, der hochwürdige Perkins, von Anfang an eine grausame Feindseligkeit gegen die Katholiken. Die Feindseligkeit fand Nahrung an der tiefen Unwissenheit, die Perkins in allen Fragen, die die Katholiken betrafen, an den Tag legte, und schien bald eine seiner fixen Ideen zu werden.

Man muß bedauern, auf jedem Tritte dieses Mannes den Spuren seiner Abneigung gegen die Katholiken zu begegnen; um so mehr aber wird man erstaunen, wenn die Amerikaner noch den Mut haben, sich den Ruhm zuzuschreiben, immer gerecht und offen ihren Gegnern gegenüber gewesen zu sein.

Es liegt zwar nicht in unserer Absicht, die alten Geschichten wieder aufzuwärmen. Aber das Buch des Perkins[1] über die Mission in Persien ist zur Zeit

  1. A Residence of eight years in Persia among the Nestorian christians.
Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/127&oldid=- (Version vom 1.8.2018)