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schon zu viel; denn diese würden sofort mit den Angreifern einen Vertrag abschließen über die Teilung der Beute. Das beste Mittel ist einfach auf das Geratewohl zu reisen.

Am Ende Evoglus führt der Weg den Fuß entlang, dessen Ufer fruchtbar zu sein scheinen. Man hat zwar ernstliche Versuche zu einer künstlichen Bewässerung gemacht, aber trotzdem steckt die ganze Kultur noch in den Kinderschuhen. Hirse, Reis und armselige Baumwolleplantagen bilden so ziemlich das Ganze. Der Boden soll ziemlich schwer sein, denn Morier, der zur Zeit des Umpflügens in Choï war, sah an einem Pfluge zwei Ochsen.[1]

Pflug aus Aderbeidschan.

Die Lache sind mit Brustbeerbäumen eingefaßt, die ganz mit Früchten bedeckt sind, deren an Stärkemehl erinnernder Geschmack durchaus nicht unangenehm ist. Unter den Früchten, welche das Land im Überflusse hervorbringt, ist die Aprikose übrigens die einzige, die in ihrem Heimatlande unseren Früchten vorzuziehen ist. Sie ist köstlich, und ein guter Vorrat getrockneter Aprikosen, den wir in Khosrawa erstanden, lieferte uns für die Fortsetzung der Reise ein ausgezeichnetes Gewürz für den Pilau (mit Fett gekochter Reis).

Obgleich wir uns schon dem „Garten Persiens“ näherten, sind die Dörfer doch noch dünn gesäet.

Unsere Tscherwadare waren unverbesserliche Nachzügler, die beständig mindestens zweihundert Meter hinter der Karawane kamen, um die Brustbeerbäume zu plündern. Sie kümmerten sich gar nicht mehr um ihre Tiere, und bei jedem Übergang über einen Bach traten unvorhergesehene Zwischenfälle ein: Die Pferde schlugen sich, weil jedes zuerst trinken wollte, die Lasten fielen durcheinander und

  1. Indes kann man aus der Zahl der Tiere doch noch nicht auf den Grad des Widerstandes schließen, den der Boden dem Beackern entgegensetzt, wie wir dies in Europa gewöhnt sind. In Persien ist die Pflugschar nur ein hölzernes Brett, das zu der Vertikallinie in einem Winkel von ungefähr 40 Grad steht und mit der Achse des Pfluges einen Winkel von ungefähr 30 Grad bildet. Eine solche Pflugschar erfordert selbst in leichtem Boden mehr Anstrengung als die bei uns gebräuchlichen.
Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/101&oldid=- (Version vom 1.8.2018)