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dem das Gefasel des Alten doch anfing ein gewisses Interesse abzugewinnen, „ein vernünftiger Mann wie Sie wird doch nicht im Ernst an Gespenster glauben.“

„Ich habe auch nicht daran geglaubt, eh ich den Dienst im Schloß hier antrat. Aber ich weiß, was ich weiß.“ Der Alte wiegte bedächtig das Haupt. „Excellenz mögen von mir denken, was Excellenz wollen. Es ist mir freilich lieber, das Excellenz etwas Gutes denken, aber endlich, wenn mich Excellenz für einen abergläubischen Narren halten mögen, muß ich’s auch hinnehmen, aber,“ fügte er leise hinzu, „es spukt im Schloß.“

„So!“ erwiderte Baron Stahl, indem er die ihn immer stärker beherrschende Neugier hinter einem überlegenen Lächeln zu bergen trachtete, „und hm! welcher Art sind denn diese Spukerscheinungen?“

„An gewissen Nächten im Herbst zeigen sich die Fenster des großen Saals plötzlich hell erleuchtet, und man hört leise Musik, und jedesmal kurz darauf stirbt jemand.“

„Nun, es sterben immer Leute auf der Welt,“ entgegnete der Baron.

„Ja, aber da stirbt immer nur eine besondere Sorte, von der der liebe Gott nicht zu viel auf der Welt herumlaufen läßt, immer irgend ein besonders glücklicher junger Ehemann, immer im ersten Jahr. Und da sagen die Leute in der Gegend …“

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/305&oldid=- (Version vom 1.8.2018)