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So fügten sich denn die beiden in ihr Schicksal mit so viel Gleichmut, als sie gerade bei der Hand hatten, ließen auf die unorthodox vorausverzehrten Kuchen noch ein paar kräftigere Speisen folgen und begaben sich dann gemeinschaftlich auf einen Spaziergang durch die Stadt, um in alten Reminiscenzen zu schwelgen.

Das arme Städtchen hatte entsetzlich durch die Verheerungen des Wassers gelitten. Wenn auch der obere, um die Bahnstation und Kirche erbaute Teil verschont geblieben war, so zeigten sich im Gegenteil die tiefer gelegenen Straßen gänzlich überschwemmt, so daß nur die Dächer der Häuser herausragten.

Wo der Feldmarschalllieutenant und Bärenburg auf der Straße hinhorchten, hörten sie Schauergeschichten. Vor allen Hütten saßen Menschen, Frauen, Männer und Kinder, die nicht hingehörten, und die offenbar eilig ausquartiert, irgendwo hatten untergebracht werden müssen. Die Stuben hatten sich als zu eng erwiesen für die massenhaft hineingestopften Menschen, und da der Tag warm und sonnig war, saßen die Überschwemmten draußen auf Stühlen und Bänken, auch auf der Erde, die Männer rauchend, die Weiber mit einer Flickarbeit oder mit ihren Kindern beschäftigt, alle mit dem zufriedenen Ausdruck von Leuten, die, eben erst von einer überstandenen Angst aufatmend, noch nicht Kräfte genug gesammelt

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/297&oldid=- (Version vom 1.8.2018)