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mit Läden noch mit Rollvorhängen versehen waren. Die Turmuhr fing an zu schlagen, eins, zwei, drei …

Plötzlich war’s, als regten alle die goldenen Chimären im Saal ihre kurzen Flügel und reckten die Klauen aus.

Vier, fünf, sechs … Mitternacht!

Sie tanzten noch immer, er trug sie mehr, als er sie hielt, sie bewegte die Füße kaum … bewegte sie nicht mehr! …

„Um Gottes willen, Zdenko!“

„Swoyschin!“

Er raste weiter, wie vom bösen Geist gejagt. Endlich fiel man ihm in den Arm.

Er hatte es nicht gemerkt, daß er mit einer Leiche getanzt hatte.

*      *      *

Sie war tot. Am Tage vor der Erfüllung ihres heißesten Wunsches war sie gestorben.

Alle waren überzeugt von ihrem Tode, nur Zdenko Swoyschin wollte nicht an diesen Tod glauben. Er behauptete eigensinnig, daß Gina einfach von ihren kataleptischen Zuständen befallen worden war, und widersetzte sich der Beerdigung der Leiche.

Vier Tage und vier Nächte lag sie aufgebahrt in dem großen Saal. In ihrem weißen Brautkleid lag sie da, den Myrtenkranz auf dem Kopfe, den Schleier

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/284&oldid=- (Version vom 1.8.2018)