Nach der Tafel verfügten die Gäste sich in einen Saal, der nur bei feierlichen Gelegenheiten benutzt wurde.
Es war ein großer, länglicher Raum mit spiegelglattem Parkett, mit weißen, goldverzierten Vertäfelungen an den Wänden und einer irgend ein mythologisches Motiv darstellenden Freske an der Decke. Mitten aus der Freske hing ein herrlicher Kronleuchter herab, und viele Wandleuchter im selben Stil, mit geschliffenen Glastropfen geschmückt, hoben sich von der weißen Wandvertäfelung ab. Hohe, in der Mitte gestückelte Spiegel unterbrachen die Reihe der Fenster, unter jedem Spiegel stand ein Marmortisch, dessen Platte auf goldenem Gestell ruhte. An den andern Wänden standen schmale, geradlehnige Sofas und Lehnstühle. Tische, Spiegel und Sofas waren im strengsten Empirestil gehalten, und alle waren mit Chimären geschmückt, Chimären eigentümlicher Art. Sie hatten weibliche Köpfe und Brüste, kurze, wie zum Losfliegen aufgestellte Flügel und große, grausame Klauen, und sie trugen Krönlein auf dem Haupt. Die Chimäre mischte sich in ihnen mit der Sphinx.
In dem Lüster und den Wandleuchtern brannten Lichter.
Man hatte aus besonderer Pietät keine elektrischen Beleuchtungskörper in dem Gemach angebracht,
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/277&oldid=- (Version vom 1.8.2018)