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lenkte sie das Gespräch von der Gegenwart ab, der Vergangenheit zu, schmeichelte sich mit allerhand retrospektiven Sentimentalitäten an der Obersten heran. Sie hatte aus ihrer gefeierten Blütenzeit allerhand veraltete Mätzchen und Männchen in ihre reiferen Jahre herübergenommen, die sie nun anwendete, um ihrem ehemaligen Anbeter neuerdings den Kopf zu verdrehen. Aber binnen sehr kurzem merkte sie doch, daß seine Leidenschaft verjährt und nichts mehr mit ihm anzufangen, und da er seinerseits zu der Überzeugung gekommen war, daß er dieser weltlichen und beschränkten Frau gegenüber nichts ausrichten könne, so trennten sich die beiden bald, und zwar recht unbefriedigt voneinander.

Und die Dinge gingen ihren Lauf.

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Wenn der Oberst sich geradezu abgestoßen fühlte von seiner ehemaligen Flamme, so schloß er hingegen bald den engsten Freundschaftsbund mit ihrer jungen Anwerwandten, der Komtesse Annie Binsky.

Warum sie mitgekommen war, fragte er sich, ob aus einem eigensinnigen Wunsch, den Treulosen zu quälen, und sei’s auf Kosten ihrer eigenen Seelenruhe!

Die Grüne lagen nicht so tief. Die Gräfin Theres hatte durchaus ihre Nichte nicht zu Hause

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/263&oldid=- (Version vom 1.8.2018)