„Wenn du einmal mein bist, wird mein Elend hinter mir liegen wie ein böser Traum,“ murmelte sie. „Hast du schon an deine Eltern geschrieben, Zdenko?“
„Nein, ich habe gewartet, bis du wohler bist,“ murmelte er.
„Ich werde nie ganz gesund werden, ehe ich dein bin; deine Liebe wird mich gesund machen,“ flüsterte sie.
Die Dämmerung hatte sich verdichtet, die Chrysanthemen auf dem Kamin waren fast schwarz, die Kupfervasen glühten wie durch einen Schleier hindurch in das Zwielicht hinein, der Hauch, der durch das offene Fenster drang, wurde scharf und kalt, ein starker Wind hatte sich erhoben, die ganze Verzweiflung der Natur, die sich gegen das Sterben wehrte, schrie jetzt in den Büschen.
Emma stand auf, um die Fenster zu schließen. Sie bediente sich in vielen Dingen merkwürdig geschickt selbst und hatte überhaupt eine energische Unabhängigkeit in ihrem Wesen, die in Anbetracht ihres Standes verriet, daß sie mitunter darauf angewiesen war, die Dienerschaft selbst auf Kosten ihrer Bequemlichkeit fernzuhalten, vielleicht um sich und ihre Schwester der Beobachtung zu entziehen.
Swoyschin trat an sie heran, um ihr behilflich zu sein.
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/256&oldid=- (Version vom 1.8.2018)