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mir wenigstens die Ruhe meiner Nächte. Ich kann Ihnen nicht schildern, was ich gelitten hab’ die letzte Zeit in dem Manöver, die Zeit, nachdem sie den Weg zu mir gefunden hatte. Ach!“

Ein Frost schüttelte ihn, er legte die Hände über die Augen. Der Oberst begann ihn auszuforschen, er gab scheue, widerwillige Antworten.

War sie ihm öfters erschienen?

Ja, jede Nacht.

Das konnte er nicht aushalten, und darum ging er noch immer zu ihr, jeden Tag, dann hatte er in der Nacht Ruhe.

„Ewig wird’s ja nicht dauern,“ setzte er mit einem bösen, stieren Blick hinzu.

Der Oberst schüttelte den Kopf. Er hatte eine Wahrnehmung gemacht, die ihn sehr beunruhigte. So elend sie auch war bei Zdenkos Rückkehr, so rasch besserte sich ihre Gesundheit jetzt. Mit jeder Stunde, die er ihr widmete, blühte sie auf. Man sah es deutlich, wie seine Gegenwart ihre schwindenden Kräfte verjüngte, wie sie sich an dem Leben kräftigte, das sie ihm nahm.

*      *      *

Eine Woche verging. Im Park von Zdibitz schimmerten die Bäume in allen Prachtfarben des großen Herbststerbens. In der Luft war ein beständiges

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/251&oldid=- (Version vom 1.8.2018)