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im Frühling geblüht, im Sommer Früchte getragen, wenn er, in den Tod hinüberfröstelnd, nicht ein letztes Mal sich an der Erinnerung des Sonnenscheins freuen durfte, der ihn einmal durchwärmt!

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Die 32er Dragoner waren aus dem Manöver zurückgekehrt, und Zdenko hatte seine Liebeszwangsarbeit in Zdibitz von neuem aufgenommen. In dem Gesundheitszustand seiner Braut war neuerdings ein Rückschritt eingetreten. Sie sah hohläugig und bleich aus, hustete und war stark abgemagert. Der Ausbruch elementarer Leidenschaft, mit dem sie den Bräutigam begrüßte, wäre rührend für ihn gewesen, wenn er sie geliebt hätte; da er sie nicht liebte, wirkte er auf Swoyschin nur erschreckend.

Der Oberst ärgerte sich über den Fortbestand dieser höchst unnatürlichen und widerwärtigen Brautschaft; er redete stundenlang in seinen Adjutanten hinein, um ihn zu bewegen, das Verhältnis zu lösen. Aber ohne Erfolg. Es war, als ob er Steine in einen Brunnen geworfen hätte – Zdenko reagierte nicht einmal.

Endlich, auf das endlose In-ihn-hineindrängen, erwiderte er seinem alten Freunde: „Es ist umsonst, Herr Oberst, ich kann nicht von ihr los. Durch die paar Stunden, die ich am Tag opfere, erkauf’ ich

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/250&oldid=- (Version vom 1.8.2018)