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„Vor den Manövern steckte er alle Tage, die Gott gab, in Zdibitz oder wenigstens dreimal die Woche. Trotzdem war etwas Bestimmtes aus meiner Freundin Franziska nicht herauszubekommen, immer nur dasselbe: ‚Was dir einfällt, – Verlobung, – Unsinn, – als ob von einer Verlobung die Rede sein könnte bei dem angegriffenen Gesundheitszustand der Gina,‘ und so weiter.

Es war zum Kaminhinausfahren. Ich kann diese sogenannten diskreten Leute nicht ausstehen – macht mich nervös, die Geheimniskrämerei. In so einem Fall teilt mir eine gute Freundin die Thatsache einfach mit und fordert von mir, dieselbe nicht weiter zu erzählen. Aber mir so etwas geheimhalten! Und was sie von dem angegriffenen Gesundheitszustand der Gina sagt, ist auch nicht stichhaltig. Zdenko hat dem Mädel den Kopf verdreht, ehe sie krank war, das hab’ ich mitangesehen, und er hat kein Recht, sie nachträglich im Stich zu lassen, c’est mon opinion. Aber, wie gesagt, ich bin mir nicht klar über die Sache, und so wende ich mich an Dich mit der Frage: Ist Dein Sohn mit der Gina verlobt oder nicht?

Im übrigen, liebe Resi, hab’ ich Dir nicht viel zu erzählen …“

„Ist nicht weiter interessant,“ bemerkte, den Brief aus der Hand ihrer Nichte nehmend, die Gräfin. „Aber was sagt ihr denn zu der Neuigkeit?“

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/244&oldid=- (Version vom 1.8.2018)