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„Ach, das Geld ist nur Chimäre!“ trällerte Annie frei nach „Robert der Teufel“.

„Hm, das hab’ ich auch gemeint, solange mir’s nicht gefehlt hat,“ murmelte der alte Graf, „solange ich immer überzeugt davon war, daß es mir so natürlich zuflog wie die Luft zum Atmen.“

„Mir ist das Geld nie zugeflogen wie die Luft zum Atmen, und ich hab’s doch nicht besonders schmerzlich entbehrt,“ berühmte sich Annie.

„Ach was, du brauchst keins,“ erklärte der Graf großartig, „junge Mädchen brauchen überhaupt keins. Warte nur, bis du verheiratet bist, dann wirst du sehen, was es heißt, mit beschränkten Mitteln einen Haushalt führen.“

„Ich glaube, ich brächt’s doch zusammen,“ meinte Annie, indem sie mit einem halb träumerischen, halb trotzigen Blick in die Ferne starrte. „Aber vorläufig,“ setzte sie rasch hinzu, „vorläufig denke ich noch nicht ans Heiraten, Onkel Karl.“

„Na, da hast du auch recht, Mädel. Herr Gott! Wie gern ich dich ausgestattet hätte, wenn die Verhältnisse halbwegs normal geblieben wären. Aber wer hätte auch denken können, daß der Bernhard Swoyschin dieses verrückte Testament macht und alles dem kleinen Eugen hinterläßt, der eine Tingeltangelsängerin zur Mutter gehabt hat. So etwas ist doch nicht erbfähig in Österreich. Ich sagte mir: den Prozeß

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/237&oldid=- (Version vom 1.8.2018)