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übermütig, die Schimmerln; eine kleine Extratour wird ihnen gut thun!“

„Herr Oberst sind wirklich zu gütig,“ entgegnete der Doktor, indem er zugleich auf den hohen Kutschierbock neben Baron Stahl hinaufkletterte. „Ich muß schon sagen, daß ich dankbar bin.“

„Na, ich auch,“ erklärte der Oberst, „dem glücklichen Zufall nämlich, der mich in die Lage versetzt hat, Ihnen den kleinen Dienst zu erweisen. Und jetzt, wohin befehlen Sie?“

„Nach Sobjetuch, wenn der Herr Oberst so freundlich sein wollen.“

„Gut. Hat’s Eile, oder … kann man sich Zeit lassen? Wie viele Minuten per Kilometer?“ scherzte Baron Stahl.

„O, es hat keine große Eile – eine alte Frau, die an Gesichtsschmerzen leidet, und die ich trösten muß. Zu helfen ist ihr nicht.“

„Und wie geht’s in Zdibitz im Schloß? Was macht die Ginori?“

Der Doktor zog die Brauen zusammen. „Im Lauf meiner ganzen Praxis,“ erklärte er energisch, „hab’ ich mich noch nie so vollständig in einer Diagnose geirrt. Ich habe sie für lebensunfähig, für gänzlich lebensunfähig gehalten; ein Fieber, knapp an der Grenze der Möglichkeit, geschwollene Füße, elende Verdauung, alle Anzeichen des angehenden

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/212&oldid=- (Version vom 1.8.2018)