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beginnen, meine Schwester muß sterben. Der Arzt gibt ihr unter besonders günstigen Witterungsverhältnissen und Gemütsumständen einen Monat. Ein Monat, dann muß sie sterben. Und das ist Ihr Werk, Graf Swoyschin! Aber auch mit Ihrem Leben wird’s zu Ende sein, wenn Sie sich in diesem Fall so unbeschreiblich grausam zeigen.“

Dann noch näher an ihn herantretend, rief sie: „Erinnern Sie sich ich noch an die heiße Sommernacht in Wien auf der Roßau? Erinnern Sie sich an die zwei Mädchenleichen, die unter Blumen aufgebahrt lagen? Und – erinnern Sie sich an den kalten Märztag, an jenem Weiher, auf dem das Eis zu schmelzen anfing?“

„Um Gottes willen, Gräfin, wer gibt Ihnen das Recht, in meiner Vergangenheit zu wühlen?“ schrie er.

„Wer mir das Recht gibt?“ wiederholte sie schneidend, sehr langsam, „ich hab’s Ihnen ja schon gesagt, meine Schwester liegt im Sterben. Sie weiß, daß ich hier bin, ich habe ihr vorgelogen, daß ein Mißverständnis allein Sie von ihr getrennt haben könne, habe ihr versprochen, eine Versöhnung zu vermitteln. Und wenn ich unverrichteter Dinge zurückkehre, so kann ich Ihnen das eine schwören, daß meine Schwester die Nachricht nicht überlebt, nicht vierundzwanzig Stunden.“

Er stand noch immer regungslos mit gerunzelten Brauen, die Fäuste krampfhaft geballt, da.

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/202&oldid=- (Version vom 1.8.2018)