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Aber das alte Animo fehlte bei diesen Zusammenkünften. Die Offiziere lachten nicht wie sonst über die Witze des dicken Wirts. Auch forderten sie ihn nicht ein einziges Mal auf, Guitarre zu spielen. Das war ein sehr schlechtes Zeichen.

Endlich aber dämmerte wieder eine festliche Veranstaltung am getrübten Horizont, und zwar in Zdibitz, wo ein zum Rittmeister beförderter Oberlieutenant, Baron Möller, die Herren zu einem Galasouper einlud. Der Oberst, der seine Anwesenheit zugesagt hatte, hoffte, daß der Abend erheiternd auf das Offiziercorps wirken würde.

Das Fest wurde in dem Zdibitzer Offizierskasino gegeben, und zwar befand sich dieses im ersten Stock des Gasthauses zum Lamm, das von einem ehrsamen Fleischhacker, dessen Frau eine vortreffliche Köchin war, gehalten wurde. Das Lokal ließ zu wünschen übrig. An der Schwemme, wo die Dragoner speisten, vorbei gelangte man über eine steile Treppe zu dem Zimmer, in welchem die Offiziere zu tafeln pflegten.

An den mit einer sehr häßlichen Malerei verunstalteten Wänden hingen die Bilder der beiden Majestäten aus der Krönungszeit; der Kaiser mit einem roten Ordensband über der weißen Uniform, die Kaiserin mit unter dem Diadem hervorquellendem Haarreichtum. Dann hing noch ein Thermometer neben dem Ofen und unter dem Kaiserporträt in einem aus

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/178&oldid=- (Version vom 1.8.2018)