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„Sie darf nicht länger dort bleiben, sie muß nach Hause!“

„Bist du verrückt? Gina ist ganz gut aufgehoben, schau, daß du dich niederlegst!“ Mit diesen Worten und einem verdrießlichen Gesichtsausdruck verließ die Gräfin das Zimmer.

Einen Augenblick stand Emma wie angewurzelt, sich beide Hände an die von den vielen Umschlägen noch nassen Schläfen haltend. Durch die stille Sommernacht hörte man die dröhnenden Schläge der Turmuhr … elf … dann eine Pause, noch ein Schlag. Ein Viertel auf Zwölf! Es ist zu spät … zu spät … aber wer weiß, vielleicht!

Ohne weiter zu überlegen, eilte sie aus ihrem Zimmer, dann die Treppe hinab.

Zehn Minuten später rollte der Wagen den Schloßberg hinunter. „Was ist denn das, wer fährt da?“ fragte die alte Gräfin Zell die Kammerjungfer, die ihr beim Auskleiden behilflich war.

Die Kammerjungfer trat ans Fenster. „Ich bitte, gräfliche Gnaden, es ist der Alois, er hat den Landauer eingespannt, die Pferde laufen, als säße der Teufel auf dem Bock!“

„Na, da sitzt gewiß die tolle Emma in dem Wagen,“ dachte die Gräfin, und dann setzte sie noch hinzu: „Es heißt immer, Gina ist überspannt! Ja wahrhaftig, die Verrücktere von beiden ist Emma!

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/167&oldid=- (Version vom 1.8.2018)