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Er tanzte mit allen, unermüdlich, damit es nicht auffallen möge, wie oft er mit Gina Ginori tanzte.

Endlich kam der Kotillon, den tanzte er natürlich mir ihr.

Es war schwül geworden in dem Saal. Der Rittmeister von Fink, der den Kotillon führte, lockte die Gesellschaft gleich nach der ersten Tour in den Park hinaus. Der Mond stand voll am Himmel und goß sein Licht über den alten, verwilderten Park, über die hochragenden Blütenkerzen der Kastanien, über die silberigen, grün umschleierten Birken, über die schwarzen Tannen und die großen, glasigen Teiche, in deren dunklen Flächen sich der Zauber der Landschaft widerspiegelte.

Der Frühling duftete, und die Musikanten spielten weiter, weiter. Sie spielten wie im Traum, mit starren, nach innen blickenden Augen. Sie waren die einzigen Schläfrigen unter den Anwesenden. In allen andern pochte eine wilde, sinnverwirrende, nach Leben dürstende Freudenlust.

Ein leiser, schwüler Lufthauch regte sich, das junge Laub koste und flüsterte, dazwischen mischte sich ein scharfer Laut, das Knistern der dürren Blätter, die an den Eichen vom Vorjahre noch hängen geblieben waren.


Ende des ersten Bandes.
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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/158&oldid=- (Version vom 1.8.2018)