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würde, ihre eigenen Bestecke mitzubringen oder vorauszuschicken. Momentan hatte er sich wahrlich über etwas andres zu ärgern als über eiserne Bestecke.

Mit großer Vorsicht hatte er die Tafelordnung so eingerichtet, daß Swoyschin möglichst weit von Gina Ginori zu sitzen kommen sollte. Aber, l’homme propose – femme dispose! Beim Niedersetzen war eine Konfusion entstanden, und das Ende davon war gewesen, daß die Ginori doch neben Swoyschin zu sitzen kam.

Der Oberst war nicht der Einzige, der beobachtende Blicke auf die beiden warf. Sie aßen beängstigend wenig und plauderten sehr viel, das heißt, sie plauderte, er hörte zu, und es war zu merken, daß es ihr gelungen war, in seinem Innern Saiten zu berühren, die noch nie berührt worden waren, die noch nie geklungen hatten.

Der Oberst wendete den Kopf ab, wozu sich abquälen mit Dingen, die nicht zu ändern waren. „Arme Annie!“

Ja fürwahr, arme Annie!

Die drei auf den Park hinausmündenden Thüren des ebenerdigen Saales standen offen. Die Musikanten spielten draußen beim Licht ihrer kleinen Lämpchen, die sie auf einen weiß lackierten Tisch unter einen von hochragenden Blütendolden ganz bedeckten Kastanienbaum hingestellt hatten. Wie sie spielten! Der Atem des Frühlings trug die Töne in den Saal herein, die ganze Musik duftete nach Frühling.

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/156&oldid=- (Version vom 1.8.2018)