nur für eine ausgemachte Männerfeindin, nein, für ein absolutes Neutrum anzusehen. Ihre Gleichgültigkeit grenzte ans Unnatürliche! Dem Zdenko hingegen hat sie sich geradezu an den Kopf geworfen.“
„Tapsch!“ schrie Swoyschin wütend.
„Nichts für ungut,“ erklärte Bärenburg mit großer Ruhe dem aufgeregten Swoyschin, „die Thatsache läßt sich nicht leugnen; sie hat sich auf den ersten Blick in dich verliebt, und wenn sich eine so bildhübsche passionierte Italienerin mir aus freien Stücken an den Kopf werfen wollte, so versichere ich dir, daß ich meinen Namensbruder in Ägypten den Tugendpreis nicht streitig machen würde. Übrigens, stille Wasser sind tief, Herr Oberst, einen neuen Paletot braucht sich der Zdenko auch noch nicht zu bestellen. Sie hätten ihn heute mit dieser hübschen Gina Ginori Süßholz rapseln sehen sollen!“
Swoyschin zerbrach den Billardstock, den er in der Hand hielt, über seinem Knie und verließ wütend das Zimmer.
Die Hände in den Hosentaschen, blickte der Oberst vor sich hin. „Hm! Sie, Bärenburg,“ brummte er, indem er jetzt die Hände aus den Taschen zog und die langen Enden seines Schnurrbarts durch seine Finger gleiten ließ, „die Geschichte ist mir nicht recht – gefällt mir gar nicht!“
„Ach, Herr Oberst, Sie sehen zu schwarz.“
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/133&oldid=- (Version vom 1.8.2018)